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So klappt eine liebevolle und stabile Beziehung

Wünschst Du Dir eine Beziehung, die viele Jahre oder sogar bis zum Lebensende hält? Was ist wichtig, damit eine Partnerschaft stabil bleibt? Eine Beziehung durchzuhalten kann hart sein. Manchmal scheint es leichter, sich zu trennen und mit jemand anderen neu anzufangen. Doch der Preis, den Du hierbei zahlst kann hoch sein. Dieser Artikel gibt Dir Antworten, was wichtig für eine erfüllende und stabile Beziehung ist. (Er ist der Lesbarkeit wegen in der männlichen Form geschrieben, alle Geschlechter sind jedoch im gleichen Maß angesprochen.)

Warum sollte eine Partnerschaft überhaupt über Jahre halten? Man kann doch den Partner wechseln, wenn es nicht mehr richtig läuft, oder? Klar kann man das. Und für junge Menschen ist es wichtig, mehrere Partner intensiv und intim kennenzulernen. Die Erfahrungen hieraus können dann die späteren Partnerschaften nachhaltig festigen. Irgendwann stellt sich jedoch nach mehreren Beziehungen und Erfahrungen mit verschiedenen Partnern oft Unzufriedenheit ein. Immer wieder müssen wir von vorne anfangen und wir bekommen nicht das, was wir uns eigentlich wünschen. Der Wunsch nach etwas Verbindlichem, etwas, dass uns etwas bedeutet, wird größer.

Bindung erfahren

Ein ganz elementares menschliches Grundbedürfnis ist die Erfahrung von Bindung. Da Menschen soziale Wesen sind, wollen sie nicht allein sein. Wir wollen dazugehören. Natürlich kann eine tiefe Bindung auch über eine intensive Freundschaft erlangt werden, doch das ist eher selten. Die meisten Menschen spüren eine gewisse Sehnsucht danach, sich an einen Partner zu binden.

Das Nervensystem steuert aufgrund seiner evolutionären Ausprägung mit den Hormonen unsere Bedürfnisse. Es ist darauf angelegt, uns als Individuum, aber auch als Menschheit zu bewahren. Daher möchten wir uns paaren. Zum einen natürlich, um die Art zu erhalten. Unsere Entwicklungsgeschichte hat uns aber auch gelehrt, dass wir es  mit anderen zusammen leichter haben, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Diese Grundprägung wirkt in allen von uns. Dabei ist es heute jedoch aufgrund unserer Gesellschaftsstruktur und den wirtschaftlichen Bedingungen so leicht ist wie nie, als Einzelwesen zu überleben.

Der Wunsch nach einer festen Beziehung

Die wirtschaftliche und soziale Freiheit, die wir genießen, ermöglicht jedem seinen eigenen Weg zu finden und die Beziehungsform frei zu wählen, die zu ihr oder ihm passt. Das gibt Raum zu experimentieren und sich selbst zu erproben, was natürlich auch herausfordernd und verwirrend sein kann. Aus dem Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit entwickeln die meisten einen Wunsch nach einer festen Beziehung.

Irgendwann geht es uns einfach auf den Keks immer wieder neu anzufangen. Den anderen immer wieder neu kennenzulernen, die Parameter der Beziehung neu abzustimmen und in immer wieder neue Fettnäpfchen zu treten. Es kommt der Zeitpunkt, da wollen wir es ruhiger angehen. Unser Gehirn mag zudem zu viel Aufregung auf Dauer aus ökonomischen Gründen nicht, denn der Energiebedarf ist dann so hoch, dass es den größten Teil des Blutzuckers verbraucht. Und wir treten irgendwann in eine Lebensphase, in der andere Lebensschauplätze viel Energie fordern, dann soll nicht auch noch die Beziehung anstrengend sein.

Wir möchten Vertrauen, Vertrautheit und größere Tiefe erlangen. Wir möchten uns fallen lassen und uns in die Beziehung hineinentspannen. Sie soll uns stärken und unterstützen, statt aufzuregen und Ressourcen zu kosten. Dazu brauchen wir natürlich einen passenden Menschen. Je mehr Du dabei mit Dir selbst in Verbindung bist, zu Dir selbst stehst und idealisierte romantische Vorstellungen fallen lässt, umso leichter hast Du es, einen Partner zu finden.

Tipp #1: Serien und Spielfilme sind kein gutes Vorbild

Ich beobachte in Sitzungen mit meinen Klientinnen und Klienten oft, dass sie romantische Vorstellungen von Liebe und Beziehung haben, die recht realitätsfern ist. Oft sind sie von Romanen, Serien und Filmen beeinflusst zu sein. Doch wir bewegen uns nicht in dieser Plastikwelt. Eine realistische und funktionierende Beziehung gibt es nur in der Realität. Kopien von Filmszenen und das Nachsprechen von Phrasen funktionieren nicht. Daher lass Deine zuckersüßen Träume und rosaroten Vorstellungen ziehen und schau Dich selbst realistisch an. Du höchstpersönlich bist hier gefragt. Was willst Du wirklich? Wozu bist Du tatsächlich in der Lage? Was bist Du bereit zu geben und aufzugeben? Was sind Deine wahren Bedürfnisse? Vergiss dabei Dinge, die auf Status oder Äußerlichkeiten beruhen. Nur eine innige Beziehung kann auf Dauer halten und die lässt sich nicht auf Fiktion gründen.

Tipp #2: Sei Du selbst, von Anfang an

Viele versuchen zum Anfang einer Beziehung oder zu deren Anbahnung einen besonderen Eindruck zu hinterlassen. Sie brezeln sich auf, verhalten sich anders als sonst und versuchen im besten Licht zu erscheinen. Diese vorgespielten Identitäten lassen sich jedoch nicht über Monate oder gar Jahre aufrechterhalten. Irgendwann scheint Deine wahre Natur durch und wird sichtbar. Das kann leicht zu Enttäuschungen und Konflikte führen und eine baldigen Trennung mit sich bringen. Daher sei von Anfang an Du selbst. Versuche nicht jemanden darzustellen, der Du nicht bist, denn hierbei ist die Gefahr groß, dass Dein Gegenüber nicht der- oder diejenige ist, der/die zu Dir passt. Menschen, die sich echt zeigen, mit ihren Makeln und Schwächen finden eher einen passenden Partner. Niemand ist perfekt. Das braucht natürlich Mut und Selbstehrlichkeit, doch so ziehst Du Menschen an, die Dir entsprechen und mit denen Du eine authentische Beziehung führen kannst.

Tipp #3: Respekt, Akzeptanz und Wertschätzung

Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es meiner Beobachtung nach jedoch nicht immer: Sei gegenüber Deinem Partner immer respektvoll. Akzeptiere seine Schwächen und schätze ihn so, wie sie/er ist. Dies sollte die Grundlage eurer Beziehung sein. In einer Beziehung gibt es Krisen oder Streit, da kann das schon mal sehr schwer fallen, dies aufrecht zu erhalten. Es sollte jedoch euer Konsens sein, zu dem Ihr nach oder während einer Auseinandersetzung möglichst schnell wieder zurückfinden könnt.

Aufgrund von antrainierten Verhaltensweisen neigen manche Menschen dazu, Macht und Kontrolle auszuüben, um ihre eigenen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Auch in Beziehungen. Dabei manipulieren Sie den Partner dazu, Dinge zu tun oder nicht zu tun oder sich in einer gewünschten Weise sich zu verhalten. Das ist tödlich für eine Beziehung und respektlos. Wenn Du das tust, bist Du nicht in der Lage, Deinen Partner so anzunehmen, wie er ist. Du merkst es daran, dass Du ihn oft kritisierst, keine herzliche Verbindung zu ihm fühlst, Dich über seine Wünsche hinwegsetzt oder ihn gar abwertest. Diese Verhaltensweisen solltest Du unbedingt bearbeiten und ablegen.

Tipp #4: Habt keine Geheimnisse voreinander

Jeder Mensch braucht seine Privatsphäre und seinen Freiraum. Auch in einer Beziehung. Es ist wichtig, manchmal die Türe hinter sich zuzumachen und für sich selbst zu sein. Hier können wir Kraft schöpfen, unsere Dinge ordnen und uns selbst definieren. Was in dieser Sphäre geschieht dürfte Dein Partner erfahren, muss er aber nicht. Hast Du jedoch Geheimnisse, von denen Dein Partner auf keinen Fall erfahren darf oder Du denkst, dass es Dich beschämt würde, falls er davon erfährt, dann besteht Handlungsbedarf.

Diese Geheimnisse sind Anteile Deiner Persönlichkeit, die Du verbirgst und die Du der Beziehung vorenthältst. Sie beschädigen so die Verbindung, denn Du klammerst absichtlich Anteile von Dir aus. Das schafft Distanz. Die Beziehung kann jedoch nur dauerhaft funktionieren, wenn Du Dich vorbehaltslos anvertrauen kannst. Das ist ja schließlich Sinn einer Beziehung, einen bedingungslosen Rückhalt und Rückzugsort zu haben, der Dich stärkt und in dem Du schwach und fehlerhaft sein darfst.

Hast Du ein Geheimnis vor Deinem Partner, Deiner Partnerin? Dann solltest Du Deinem Mut zusammen nehmen und Dich offenbaren. Das muss nicht sofort sein. Bereite Dich vor. Wenn Du Ängste hast, die damit verbunden sind, sprich zuerst mit Deinem Partner über diese Ängste. Bereite so auch Deine Partnerin oder Deinen Partner darauf vor. Es kann gut sein, dass das, was Du mitzuteilen hast gar nicht so schlimm empfunden wird. Es kann aber auch sein, dass eure Beziehung einer schweren Prüfung unterzogen wird. Es ist auf jeden Fall besser sich zu offenbaren und das Geheimnis aufzudecken. Du wirst die Last los. Etwas, das euch auf Distanz hält fällt weg und eure Beziehung wird inniger.

Du kannst gegebenenfalls auch überlegen, einen Freud, der euch beiden gleich nah steht, um Hilfe zu bitten. Es gibt auch Beziehungscoachs oder Therapeuten, die helfen können. Besprich mit ihr oder ihm Deine Situation. Am wichtigsten ist es, Deine Bedenken und Ängste zuerst zu klären. Dann setzt ihr euch zu dritt zusammen.

Tipp #5: Redet miteinander

Sprachlosigkeit ist das Schwarze Loch einer Beziehung. Es saugt alles in sich auf, entzieht der Beziehung die Lebendigkeit, bis ihr nur noch nebeneinander her lebt und in Routinen erstickt. Beide wissen nicht mehr, was im anderen vorgeht und das Zusammensein basiert nur noch auf Vermutungen. Miteinander zu reden bedeutet, dass Du mitteilst, was Du erlebt hast, wie Du Dich fühlst, was Dir wichtig ist, was Du Dir wünschst, was Deine Bedürfnisse sind, worüber Du nachdenkst und was Dich beschäftigt. Aber auch: den anderen zu fragen, wie es ihm geht, wie er sich fühlt und so weiter. Du wirst staunen, wie gut das auf eure Beziehung wirkt. Benutzt auch häufig das Wort „wir“. Untersuchungen haben gezeigt, dass das die Verbundenheit stärkt.

Regelmäßige Paargespräche können extrem hilfreich sein. Dazu reserviert ihr euch wöchentlich einen festen Termin, um absichtsvoll miteinander zu reden. Dabei gibt es bestimmte Regeln zu beachten. Wie das genau geht kannst Du hier nachlesen.

Tipp #6: Berührt euch und schaut euch in die Augen

Im Laufe einer Beziehung und im Trubel es Alltages kann es leicht geschehen, dass Berührungen seltener werden. Dabei sind Berührungen so wichtig! Bei liebevollem Körperkontakt wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das in uns ein Gefühl der Verbundenheit und Fürsorglichkeit erzeugt. Das gleiche geschieht auch, wenn ihr euch länger, liebevoll in die Augen schaut. Also berührt euch oft, kuschelt miteinander, umarmt euch auch bei der Begrüßung und Verabschiedung, streichelt euch und seid nett zueinander. Schaut euch in die Augen!

Tipp #7: Erschafft eine gemeinsame Ausrichtung

Als Paar ist es sehr gut eine gemeinsame Ausrichtung zu haben, die über „wir wollen zusammen sein“ hinausgeht. Natürlich ist eine Paarbeziehung ein Projekt, das einige Arbeit erfordert. Vor allem, wenn ihr euch gar nicht darüber klar seid, was ihr eigentlich wollt. Habt ihr schon einmal bewusst eure Vorstellungen über eure Beziehung abgeglichen? Gemeinsame Ziele stärken eine Beziehung enorm. Wie ihr eine solche Ausrichtung erschaffen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Tipp #8: Immer wieder für die Beziehung entscheiden

Sich füreinander als Lebenspartner zu entscheiden oder gar bis zum Lebensende zusammen sein zu wollen, ist ein großes Vorhaben. Das ist kein Selbstläufer. Im Laufe der Jahren ereignen sich viele Veränderungen: persönliche, gesellschaftliche, berufliche und wirtschaftliche. Änderungen von Interessen und Wichtigkeiten, persönliche Entwicklungen, das Durchlaufen verschiedener Lebensphasen, Kinder, körperliche Veränderungen, einschneidende Ereignisse, Erfahrungen und Begegnungen, Krankheiten und so weiter stellen ziemliche Anforderungen an eure Beziehung.

Die Ereignisse und Veränderungen müssen aktiv in die Beziehung integriert werden. Gerade, wenn sie eher einen Partner betreffen, solltet ihr darüber reden. Wenn einer die Wandlungen des anderen nicht nachvollziehen kann, alleine, weil er keine Kenntnis davon hat, entsteht leicht eine Distanz, möglicherweise unbeabsichtigt. Werden solche Dinge absichtlich nicht geteilt, entstehen Geheimnisse, die, wie beschrieben, üble Wirkungen auf die Beziehung haben. Beide Partner müssen übereinander informiert blieben.

Es ist gut, wenn jede Veränderung und Entwicklung von beiden Partnern getragen wird. Gleichgültig, ob es kleine oder große Veränderungen sind, es steht immer wieder die Frage im Raum, wie sie sich auf die Beziehung auswirken und ob die Beziehung gar unter den neuen Bedingungen weitergeführt werden kann. Du musst Dich immer wieder neu für die Beziehung entscheiden. Dabei werdet Ihr euch immer wieder neu und in einer größeren Tiefe kennenlernen.

Tipp #9: Arbeitet an euch

Je persönlicher, tiefer und intimer eine Beziehung wird, desto tiefere Muster werden in Dir getriggert. Ich meine hierbei Muster, die definieren, wie Du fühlst, denkst, reagierst und handelst. Sie stammen in der Regel aus Deiner Vergangenheit und funktionieren manchmal gut, manchmal sind sie einfach nicht mehr passend. Das merkst Du daran, dass es Dir nicht gut geht. Du Dich verletzt fühlst oder überfordert, unsicher, verwirrt, orientierungslos, wütend, traurig und so weiter. Natürlich treten diese Gefühle immer wieder mal auf. Sie lösen sich in der Regel auf, wenn die Ursache geklärt ist.

Doch wenn Du beobachtest, dass die Gefühle immer wieder auftreten, ihr immer wieder in Bezug auf dieselbe Sache in Konflikt geratet oder mit einem bestimmten Thema nicht weiterkommt, dann kannst Du davon ausgehen, dass ein persönliches Muster beziehungsweise ein Verhaltensprogramm in Dir aktiv ist, das aus Deiner oder eurer Vergangenheit stammt und nicht mehr zu eurem aktuellen Leben passt. Bearbeitet ihr diese Muster, Verhaltens- oder Denkweisen, lösen sie sich auf und ihr erlebt in eurer Beziehung eine Verbundenheit, Lebendigkeit und Tiefe, die ihr bis dahin nicht gekannt habt. Holt euch gegebenenfalls Hilfe dazu.

Tipp #10: Scheitern der Beziehung als Option annehmen

Mit der Beziehung zu scheitern, ist immer eine Möglichkeit. Ich kenne einige Paare, die das nicht wahrhaben wollen und ein Scheitern als persönliches Versagen ansehen. Manche sagen, ich kann mich doch nicht scheiden lassen, ich habe doch ein Versprechen abgegeben, das ich nicht brechen darf. Der Anspruch, sich niemals zu trennen, kann eine Beziehung ersticken und sie in einem Panzer erstarren lassen. Dieser Panzer besteht in der Regel aus Angst und hat zur Folge, dass sich die Partner zu sehr anpassen. Sie trauen sich nicht mehr mitzuteilen, was sie tatsächlich bewegt und was los ist.

Man möchte den anderen ja nicht verärgern oder nicht immer wieder in dieselben Konflikte provozieren (siehe oben). Quellen der Unzufriedenheit entstehen, da grundsätzliche Themen nicht angesprochen und geklärt werden. Es stellt sich eine lauwarme Umgangsform ein, die bestenfalls Raum für ein seichtes Nebeneinander lässt. Routine bestimmt den Alltag, von Lebendigkeit und Begeisterung füreinander keine Spur. Reinigende Gewitter bleiben aus. Für den Fall, dass sich ein Partner nicht mehr um die Beziehung kümmert, habe ich diesen Artikel geschrieben.

Wenn die Trennung eine mögliche Option bleibt, bewahrt dies die Lebendigkeit und Offenheit innerhalb der Beziehung. Es besteht für beide Partner die „Gefahr“, dass sich der andere trennt. Oder es wird jedenfalls nicht völlig ausgeschlossen. Dadurch haben beide ein größeres Interesse daran, sich in die Beziehung einzubringen und sich um die Bedürfnisse des anderen zu kümmern. Die Partnerschafft erhält eine größere Dynamik und Lebendigkeit. Die Chance, dass beide erhalten, was sie sich von der Beziehung wünschen, steigt.

Tipp #11: Holt euch Hilfe

Falls ihr aus eigener Kraft mit irgendwelchen Problemen, Konflikten oder Themen in eurer Beziehung nicht weiterkommt, holt euch Hilfe! Manchmal habe ich den Eindruck, es ist für viele schwerer, Hilfe für persönliche Angelegenheiten in Anspruch zu nehmen, als einen Klempner, Arzt, Anwalt oder Steuerberater aufzusuchen. Dabei ist das gerade in diesem Bereich, von dem Deine Lebensfreude und -qualität so wesentlich abhängt, wichtig und effektiv. Es geschieht nicht selten, dass ich nach einer Sitzung ein Bedauern höre, dieses Thema nicht schon früher geklärt zu haben. Der Aufwand ist auch gar nicht so groß, wie viele denken.

Hast Du auch den Anspruch, Deine inneren Probleme selbst lösen zu wollen? Das ist keine sinnvolle Haltung, denn die Probleme bestehen ja gerade deswegen, weil Du keinen funktionierenden Lösungsansatz hast. Es ist konstruktiv und sehr erleichternd, sich an professionelle Helfer zu wenden, denn sie haben wirkungsvolle Werkzeuge und Wege sowie eine Perspektive, die unabhängig ist. Melde Dich, wenn Du mehr Klarheit, Verbindung und Lebendigkeit in Deiner Beziehung wünschst!

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Woher wissen wir, was richtig und was falsch ist? Was ist die natürliche Grundlage für unsere Gewissen? Weshalb wissen wir instinktiv, wenn wir falsch behandelt werden oder es selbst mit anderen tun? Warum ist uns klar, dass Hasskommentare im Netz falsch sind? Was ist mit den Menschen passiert, die ihren Hass derartig ausdrücken? Was ist mit deren Menschlichkeit passiert? In diesem Artikel geht es um unseren natürlichen eingebauten Kompass, wie er kaputt gehen kann und wie wir ihn wieder reparieren.

Unsere Grunderfahrungen

Das Leben von uns Menschen beginnt im Bauch der Mutter. Wir sind in diesen neun Monaten ausschließlich mit Wachstum beschäftigt, in inniger Verbindung mit der Mutter, mit der wir körperlich buchstäblich eins sind. Daraus ergeben sich zwei Grunderfahrungen, die wir ganz zu Anfang machen und daher tief in uns verankert sind. Diese Grunderfahrungen sind Verbundenheit und Wachstum.

Diese bleiben für uns auch nach der Geburt absoluter Maßstab. Das Neugeborene braucht unbedingt unmittelbar nach der Geburt den körperlichen Kontakt zur Mutter und sollte auch von ihr gestillt werden. Dadurch werden diese Grunderfahrungen auch für die Welt außerhalb der Mutter nach der Geburt erhalten. Der oder dem Kleinen bleibt sein Urvertrauen erhalten: Es macht die Erfahrung, ich bin gewollt, ich werde genährt, ich bin verbunden, ich kann wachsen und meine Wesen entfalten. Das ist die wichtigste Aufgabe für die Eltern: das Gefühl der bedingungslosen Annahme zu vermitteln und es mit dem zu versorgen, was es braucht.

Urvertrauen

Menschen, die unter diesen Bedingungen groß werden, behalten ihr Vertrauen in die Welt und die Menschen. Sie wachsen in einer Welt auf, in der sie sein können, wer und wie sie sind. Ihre Welt versorgt sie mit allem, was sie brauchen. Verbundenheit und Wachstum sind aufgrund dieser Grunderfahrung für kleine Kinder nicht nur ein Selbstverständnis, sondern sie gehen auch davon aus, dass dies auch für andere gilt. Daher sind Kinder von Anfang an empathische, hilfsbereite, lernbegierige, vertrauensvolle und mit Selbstvertrauen ausgestattete Wesen. Sie brauchen daher nur Schutz gegen Gefahren, die Sie nicht einschätzen oder kennen können und den Raum sich selbst zu erproben und  zu erfahren.

So entstehen gesunde, selbstbewusste Menschen, die nicht zu manipulieren sind. Sie gehen ihren Weg und werden von anderen Menschen meist sehr geschätzt. Sie treten ganz natürlich in Verbindung mit anderen und mögen einen lebendigen Austausch. Eine natürliche Intelligenz ist ihnen zu Eigen und sie wählen einen Lebensweg, der Sie erfüllt. Bedeutung ist ihnen nicht wichtig, da sie Bedeutung in sich selbst finden. Materieller Wert ist nicht so wichtig, da sie um ihren Wert wissen. Macht und Kontrolle sind ihnen egal, da sie niemanden zu beherrschen brauchen, um einen inneren Mangel zu bekämpfen.

Würde und Integrität

Doch leider wachsen wir nicht in einer idealen Welt mit idealen Menschen auf. Und trotzdem trägt jeder diesen inneren Kompass tief in sich, der nie verloren geht und der anzeigt, wenn unsere Grundideale von Verbundenheit und Wachstum verletzt werden. Der Neurobiologe Gerald Hüther nennt das Bewusstsein um diese Grunderfahrungen „Würde“. Diese Bezeichnung finde ich sehr passend und es lohnt sich länger darüber nachzudenken. Noch besser gefällt mir die Bezeichnung „Integrität“. Das Wort kommt vom lateinischen „integritas“, was unversehrt, intakt beziehungsweise vollständig bedeutet.

Wir merken sofort, wenn andere versuchen unsere Integrität zu verletzt wird oder wenn wir es selbst tun. Wir fühlen uns nicht gut. Wir nennen das Gewissen. Kinder spüren ganz genau, wenn etwas nicht stimmt. Wenn sie manipuliert werden, wenn sie einen Übergriff erfahren, wenn Verhalten anderer inkongruent ist oder wenn Sie etwas tun sollen, dass ihrer Integrität widerspricht. Doch aus ihrer Unerfahrenheit heraus glauben sie natürlich eher denen, von denen sie abhängig sind, als sich selbst. So geschieht es, dass sie die Verletzung ihre Integrität akzeptieren, sie sich an die Umgebung anpassen und dass andere Menschen ihre eigene Integrität verletzen. Wer die Integrität anderer verletzt, tut dies gleichzeitig mit seiner eigenen. Kleine Kinder lernen dies aufgrund ihrer Vorbilder als normal anzusehen.

Es ist normal, gegen die menschliche Natur zu handeln

Der menschlichen Natur liegen Verbundenheit und Wachstum zu Grunde. Allzu oft verstoßen wir gegen diese inhärenten Bedürfnisse. Kinder werden sehr oft als Objekte behandelt. Dabei bleibt ihre Subjektivität auf der Strecke, das heißt, ihre Bedürfnisse, Einzigartigkeit und ihr tatsächliches Wesen wird übersehen oder ignoriert. Sie erfüllen einen Zweck. Beispielsweise, wenn sie als das Kinder-Projekt ihrer Eltern missbraucht werden, sie also für die Eltern diese Funktion erfüllen sollen. Sie sollen gut in der Schule sein oder die unerfüllten Träume der Eltern leben.

Unser Schulsystem ist ebenfalls so angelegt, dass es Kinder zu Objekten macht. Es geht nicht um sie, sondern letztlich darum, dass sie mittels Beurteilung an unsere (nicht ideale) Gesellschaft angepasst und „erfolgreich“ werden. Auch der Kommerz macht Menschen zu Objekten, nämlich zu Verbrauchern. Deswegen mag niemand, wenn er nicht allzu vermurkst ist, Werbung.

So ergibt es sich, dass auch viele Paar-Beziehungen Objekt-Objekt-Beziehungen sind. Wir sind gewohnt andere Menschen als Funktionserfüller anzusehen. Der Partner wird erwählt, um eigene Bedürfnisse zu stillen. Zum Beispiel um sich selbst aufzuwerten, das Gefühl des Alleinseins zu vertreiben oder um Halt zu finden. (Hier und hier gibt es Artikel, mit denen Du Deine Beziehung verbessern kannst.) Auch im Berufsleben geht es fast nie um die Menschen, sondern um die Funktion, die sie erfüllen. Dieses generalisierte Phänomen zieht sich durch alle Lebensbereiche.

Ein Objekt zu sein, ist eine extreme Abwertung für einen Menschen. Werden sie so behandelt, wird in ihrem Gehirn derselbe Bereich aktiviert, über den auch körperliche Schmerzen wahrgenommen werden. (In diesem Artikel schreibe ich über Entwicklungstraumata.) Es ist normal, dass wir nicht als das Wesen gesehen werden, das wir sind mit unseren Bedürfnissen, sondern in unserer Funktion für die anderen und welchen Nutzen wir ihnen bringen. Und natürlich behandeln wir, aus dieser Erfahrung heraus, auch andere so. Das ist das Grundproblem unserer Gesellschaft. Allein das Wissen hierum könnte schon viel zum Positiven verändern und beim Einzelnen ein Umdenken bewirken. Und viele Schmerzen vermeiden.

Woher der Hass kommt

Nun ist es leicht zu erklären, woher der Hass im Internet, gegen Migranten oder gegen Andersdenkende kommt. Menschen machen Menschen zu Objekten. Hater sehen nicht das Subjekt, das individuelle, einzigartige Wesen, sondern etwas, das in ihnen scheinbar schlechte Gefühle erzeugt. Dabei ist nicht der andere der Grund für ihre schlechten Gefühle, sondern die Verletzung Ihrer Integrität, die sie selbst in der Vergangenheit erfahren haben. Sie selbst wurden zu Objekten gemacht und diesen Schmerz projizieren sie in Form von Hass auf andere. Dabei geben sie ihre Verletzung an andere weiter. Sie erfahren eine scheinbare Erleichterung und Aufwertung.

Wer solche Tendenzen, egal ob sie schwach oder stark ausgeprägt sind, in sich selbst wahrnimmt, kann sich leicht von ihnen lösen, indem er seine Schmerzen konfrontiert und auflöst. So wird das Leben leichter, freudiger, bunter und freier. Dafür hat jeder selbst die Verantwortung. Es gibt keinen anderen Menschen, der Dich nerven, ärgern, verletzen oder hassen kann, wenn Du integer bist, wenn Du ganz, unversehrt, vollständig bist.

Der „integre Imperativ“

Deswegen denke und handele immer so, dass weder Dein Gefühl von Verbundenheit, noch Dein Bedürfnis nach Wachstum beschädigt werden. Und auch nicht das der anderen. Dies ist eine große Herausforderung. Und ein Weg zur Heilung.

PS.: Liebe im ursprünglichen Sinne ist gefühlte Verbundenheit ohne Bewertungen und Erwartungen und die allseitige Erlaubnis zum Wachstum.

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Was können Sie tun, wenn Sie feststellen, dass Ihre Partnerschaft weit hinter Ihren Wünschen zurückbleibt oder Sie gar eine handfeste Krise durchmachen und der Partner keinerlei Interesse zeigt, sich konstruktiv mit der Situation zu befassen?

Die Partnerschaft, das lebendige Wesen

Jede Partnerschaft braucht Aufmerksamkeit und Pflege, damit sie gedeihen kann; vor allem, wenn sie dauerhaft sein soll. Es kann jedoch sein, dass ein Partner (ich wähle hier nur der besseren Lesbarkeit wegen durchgehend die männliche Form) nicht einsieht, dass er sich für eine funktionierende Beziehung selbst engagieren soll. Er ist offenbar nicht bereit, seinen Teil zu leisten, damit sie lebendig bleibt und nicht in Routine versumpft.

Der Beruf fordert viel Zeit und Kraft, die Bedürfnisse der Kinder müssen erfüllt werden, der Haushalt verlangt viel ab, oder den gesellschaftlichen Verpflichtungen muss Genüge getan werden. Manchmal wird der Partner oder die Beziehung so selbstverständlich, dass schlicht übersehen wird, dass für beide Sorge getragen werden muss. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, etwas für die Beziehung zu tun, kann im Trubel des Alltages leicht verloren gehen.

Das Vorwürfe-Ping-Pong beginnt …

Irgendwann stellt einer der Partner fest, dass in der Partnerschaft etwas nicht stimmt. Eine Unzufriedenheit stellt sich ein, oder Bedürfnisse werden nicht erfüllt. Es kommt zu Spannungen, der Ton in Gesprächen wird schärfer, und ein Streit bricht los. Das Vorwürfe-Ping-Pong fängt an und beide wollen Recht behalten, weil sie sich beide ungerecht behandelt und missverstanden fühlen.

Sind die Emotionen nach dem Streit entladen, stellt sich wieder für eine gewisse Zeit Friede ein. Er hält jedoch meist nicht lange, wenn die grundlegenden Ursachen nicht angesprochen und gelöst werden. Irgendwann wiederholt sich das Schauspiel und in der Regel fängt dies nach einer gewissen Zeit an zu nerven.

… aber nur einer will gemeinsam daran arbeiten

Es könnte einer der beiden auf die Idee kommen, dass es sinnvoll ist, sich das Problem gemeinsam gründlich anzuschauen und aus der Welt zu schaffen. Was aber, wenn der andere das gar nicht einsieht und keinerlei Interesse daran hat? Oder er sich nur halbherzig beteiligt und keine eigenen Bemühungen zur Verbesserung zeigt?

Das ist ein echtes Problem, das nicht leicht zu lösen ist. Aber es gibt Ansätze, die Sie versuchen können. Ich setze voraus, dass Sie bereit erfolglos versucht haben,  Gespräche anzuregen oder Ihre Bedürfnisse mitzuteilen.

Ansatz 1: Niemand hat eine Beziehung allein

Dies ist meiner Ansicht nach die wichtigste Erkenntnis für beide Beteiligte: Gibt es ein Problem in einer Beziehung, haben beide ein Problem. Es ist niemals nur einer, der ein Problem verursacht. Beide haben Anteil daran. Beide haben die Entstehung begünstigt. Eine Beziehung bildet mit der Zeit eine eigene „Wesenheit“ aus. Beide prägen sie und beide leben in ihr. Entsteht in ihr eine Dissonanz, kann keiner der beiden sagen: „Damit habe ich nichts zu tun!“

Leider ist diese Einsicht jedoch für viele zu abstrakt, zu abgehoben und zu unbequem. Sie ignorieren sie lieber.

Eine solche Haltung ist für die Beziehung sehr destruktiv. Machen Sie dies Ihrem Partner klar. Sagen Sie ihm, die Beziehung kann nur weiter bestehen, wenn sich beide aktiv um sie kümmern. Und zeichnen Sie ein Szenario auf, was ihrer Ansicht nach geschieht, wenn dies nicht passiert. Das könnte die Motivation Ihres Partners stärken, sich mehr für die Beziehung einzusetzen. Auf jeden Fall schafft es Klarheit und macht Ihren Standpunkt und Ihre Bedürfnisse deutlich.

Ansatz 2: Gemeinsame Ausrichtung schaffen

Zu Beginn einer Beziehung definieren beide Partner in der Regel die Art ihrer Beziehung und teilen einander mit, warum sie den anderen mögen und mit ihm zusammen sein möchten. Das geschieht beiläufig oder wird absichtsvoll besprochen. Ihre Beziehung bekommt eine Ausrichtung. Haben Sie nun den Eindruck, Ihr Partner setzt sich nicht genug für ihre Beziehung ein, erinnern Sie ihn an ihre ursprünglichen gemeinsamen Wünsche und Pläne. Dies kann helfen, wieder mehr Aufmerksamkeit in ihren partnerschaftlichen Prozess zu bringen.

Liegt der Beginn Ihrer Beziehung weit zurück, haben sich Ihre Ziele geändert oder Sie haben sich noch nie Gedanken über eine gemeinsame Ausrichtung gemacht, dann könnten und sollten Sie das jetzt auf jeden Fall tun. Wie Sie da herangehen können, habe ich in diesem Artikel beschrieben.

Ansatz 3: Paargespräche für intensiven, berührenden Austausch

Eine weitere sehr lohnenswerte Möglichkeit, die Beziehung zu beleben und eine tiefere Verbindung zwischen den Partnern (wieder) herzustellen sind Paargespräche. Verlieren die Partner den Bezug zueinander oder leben sich gar auseinander, so hat dies meist vor allem einen Grund: Sie reden nicht genug miteinander. Der eine weiß vom anderen nicht, was ihn gerade beschäftigt, was ihm wichtig ist oder was er denkt. Es findet kein intensiver und berührender Austausch statt.

Lassen Sie nicht zu, dass das Schweigen Ihre Beziehung zersetzt. Setzen Sie sich wöchentlich zu einem Gespräch mit fest definiertem Ablauf zusammen. Am besten zu einer Zeit, in der relative Ruhe herrscht und Sie ungestört sein können. Nötigenfalls schaffen Sie sich diesen Raum. Machen Sie es sich gemütlich und sorgen Sie für eine behagliche Atmosphäre. Nun haben beide abwechselnd jeweils drei mal 15 Minuten Redezeit, sodass das Gespräch 1,5 Stunden dauert. Während der eine spricht, hört der andere zu. Es sollten keine Vorwürfe gemacht oder Rechtfertigungen eingefordert werden, sondern von sich selbst gesprochen werden. Die Haltung beider ist idealerweise konstruktiv und wertschätzend. Eine genauere Beschreibung der Paargespräche finden Sie hier.

Ansatz 4: Machen Sie Ihr Ding

Wir können niemanden ändern. Dauerhafte Wandlungen können immer nur aus einem selbst heraus entstehen, indem er selbst den Wunsch danach hat. Der Versuch, diesen Wunsch jemand anderem aufzuzwingen, erzeugt eher Widerstand und stärkt das Gegenteil.

Aber es gibt eine Möglichkeit den Wunsch nach Veränderung zu induzieren: Machen Sie Ihr Ding. Dadurch werden Sie zu einem Vorbild. Tun Sie das, was Ihnen gefällt. Treffen Sie sich mit Freunden, besuchen Sie Seminare oder unternehmen Sie, was Ihnen gut tut.

Sie können nicht nicht Vorbild sein, positiv wie negativ. Beteiligt sich Ihr Partner nicht an Ihrem Leben, so, wie Sie es sich wünschen, leben Sie es aus sich selbst heraus. Übernehmen Sie die eigene Verantwortung für Ihr Glück. Grenzen Sie Ihren Partner dabei aber nicht absichtlich aus und versuchen Sie nicht, ihn zu motivieren. Vielleicht bemerkt er, was ihm entgeht. Vielleicht beeindruckt es ihn, wie es Ihnen besser geht. Vor allem: Sie zeigen, dass Sie nicht von Ihm abhängig sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass allein durch Ihre Aktivität neuer Wind in Ihre Beziehung kommt und sich Ihre Wünsche an die Partnerschaft erfüllen.

Ansatz 5: Trennung

Sollten diese ersten vier Ansätze nichts genutzt haben und auch sonstige Bemühungen ins Leere gelaufen sein, fragen Sie sich, ob Ihr Partner wirklich der richtige für Sie ist. Zeigt er sich tatsächlich weiterhin uninteressiert und unbeteiligt, ist ihm Ihre Partnerschaft wahrscheinlich nicht wichtig. Warum sollten Sie mit ihm zusammen sein? Vielleicht mögen oder lieben Sie ihn dennoch, oder es spielen existenzielle Gründe eine Rolle? Machen Sie sich ganz klar, was Sie genau wollen. Was auch immer Ihre Beweggründe sind: Es gibt sicher andere Menschen, die besser zu Ihnen passen und Sie sind grundsätzlich in der Lage, selbst für sich zu sorgen. Eine Beziehung, die aus einer Abhängigkeit heraus geführt wird, kann nicht glücklich machen.

Teilen Sie Ihrem Partner ganz klar mit, wie Sie über Ihre Beziehung denken. Sagen Sie ausdrücklich, was Sie empfinden und was Sie sich wünschen. Beschreiben Sie genau, was sich ändern muss, damit Sie in der Beziehung bleiben. Stellen Sie ein Ultimatum mit einer realistischen Frist, wann Sie wieder Ihren Beziehungs-Status checken. Sollte das Ergebnis positiv sein, besprechen Sie, wie Sie diesen Zustand stabilisieren und verbessern können. Im anderen Fall trennen Sie sich. Konsequent.

Paarsitzungen können helfen

Bis zur Trennung muss es nicht unbedingt kommen. Paarsitzungen bieten die Möglichkeit, Schwierigkeiten und Probleme aufzulösen. Natürlich müssen beide dazu bereit sein. Es müssen innere Widerstände überwunden werden („Ich brauche doch keine Therapie!“) oder falsche Vorstellungen über die Inhalte der Therapie beseitigt werden („Da muss ich Dinge sagen oder tun, die ich gar nicht will!“).

Liegt beiden etwas an der Beziehung und sehen beide ein, dass Klärung nötig ist, sollte es kein Problem sein zu erkennen, wie wertvoll eine Paartherapie sein kann. Dies gilt vor allem, wenn eigene Bemühungen keine Verbesserungen brachten. In der ersten Sitzung werden im Gespräch mit allen Beteiligten die bestehenden Probleme und die jeweiligen Wünsche besprochen. Danach hat es sich bewährt, dass beide Partner in Einzelsitzungen unabhängig voneinander Ihre Anteile an den Konflikten klären und aufarbeiten. Zum Abschluss erfolgt wieder eine gemeinsame Sitzung.

Für den Fall, dass der andere nicht dazu zu bewegen ist, aktiv zu werden, hat die Erfahrung jedoch gezeigt, dass gut positive Ergebnisse auch erreicht werden können, wenn nur einer der Partner an sich arbeitet und seine eigenen Dinge klärt. Zum einen fällt es ihm leichter, seine Bedürfnisse zu kommunizieren, und er verhält sich selbstbestimmter und klarer. Es verändert die „Wesenheit“ der Beziehung, wenn auch einseitig. Klienten haben mir schon oft berichtet, dass sich Ihr Partner verändert hat, ohne dass sich absichtlich darauf eingewirkt hätten. Der oder die andere sei beispielsweise offener, fürsorglicher oder liebevoller geworden.

Hier bewahrheitet sich die alte Weisheit: Die Umwelt spiegelt unsere eigenen Überzeugungsmuster. Ändern wir uns selbst, scheint sich die Welt zu ändern! Mit anderen Worten: Wir haben den Partner, der uns entspricht – im Positiven wie im Negativen. Ändern wir uns, hat der Partner den Raum, sich ebenfalls zu ändern. Oder es wird klar, dass es Zeit ist für einen anderen Partner. In jedem Fall haben so beide Partner, die Möglichkeit, wieder ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen und sich weiterzuentwickeln, mit der Art der Beziehung, die ihnen entspricht.

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Alleinsein kennt jeder in der einen oder anderen Ausprägung. Meistens ist es vorübergehend, etwa weil gerade niemand Zeit hat, etwas gemeinsam zu unternehmen. Vielleicht fühlen wir uns im Stich gelassen, weil jemand eine Zusage nicht einhält. Manchmal trifft es uns schwerer, weil wir einen geliebten Menschen verloren haben. Es kann aber auch zu einem Dauerzustand werden: Wenn keine Bezugsperson mehr vorhanden ist, sich scheinbar grundlos ein Gefühl von Einsamkeit einstellt oder es schwerfällt Kontakte herzustellen. Dieser Artikel zeigt Wege aus dem Alleinsein.

Die größte Angst

Wir gehen meistens davon aus, dass die größte Angst des Menschen die vor dem Tod ist. Untersuchungen zeigten jedoch, dass dies nicht stimmt. Die größte Angst des Menschen ist es, nicht dazu zu gehören. Das mag überraschen. Es zeigt jedoch auch,  warum eine Strafe so schmerzhaft ist, in deren Folge jemand zurückgewiesen oder ausgegrenzt wird: „Geh auf Dein Zimmer! Wenn du dich wieder benehmen kannst, darfst du wiederkommen.“ „Schrei nicht so rum, geh auf die stille Treppe!“ „Wenn du mit der noch einmal sprichst, verlasse ich dich!“ Eine Androhung von Trennung wird in einer Beziehung relativ häufig als Manipulationsmittel angewendet.

Bis in das Mittelalter war die Verbannung eine schwere Strafe, die angewendet wurde, wenn jemand gegen die Regeln der Gemeinschaft verstoßen hatte. In jener, aber auch in früheren Zeiten war es sehr schwer, ohne Schutz und Versorgung durch die Gemeinschaft zu überleben. Vielleicht trägt diese Prägung aus der menschlichen Vergangenheit mit dazu bei, warum Alleinsein für uns so schwer ist.

Zugehörigkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis

Betrachten wir das Wort „Alleinsein“ genau, stellen wir etwas Interessantes fest: Alleinsein heißt eigentlich, mit allem eins zu sein. Das ist letztlich ein sehr angenehmer Zustand, den praktisch jeder Mensch, egal, ob er es weiß oder nicht, anstrebt. Warum das so ist, habe ich in diesem Artikel beschrieben. Wir tragen alle einen Trennungsschmerz in uns, der entstand, als sich unsere Person entwickelte.

Diesen Schmerz möchten wir überwinden und zur Ganzheit zurückfinden. Im Zustand des Alleinseins im wörtlichen Sinne gibt es keinen Anderen, kein Gegenüber, weil es nur eine Einheit gibt, die erfahren wird. Einheit zu erfahren ist identisch mit dem Empfinden von Liebe. Wobei „erfahren“ und „empfinden“ hier eigentlich keine geeigneten Wörter sind, weil hier niemand mehr ist, der erfahren oder empfinden könnte: Die Selbstidentifikation hat sich in der Einheit aufgelöst.

Es stellt sich die Frage, wie es dazu kam, dass dieser eigentlich positive Begriff heute in der Regel ganz anders verwendet wird. Das Gleiche gilt für das Wort „Einsamkeit“. Es beschreibt im eigentlichen Sinne auch den Zustand des Eins-Seins. Beiden Fällen, Einsamkeit in der Einheit und Einsamkeit aufgrund von Isolation, ist gemein, dass kein Anderer vorhanden ist. Im zweiten Fall wird das Nichtvorhandensein eines anderen als Schmerz erfahren, weil Zugehörigkeit ein menschliches Grundbedürfnis ist.

Einsamkeit überwinden

Um den Zustand der Einsamkeit zu überwinden gibt es grundsätzlich zwei Wege: Den nach Außen und den nach Innen. Ersterer würde bedeuten, die (gefühlte) Isolation zu verlassen und Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen. Es wäre möglich, Veranstaltungen zu besuchen, wie Ausstellungseröffnungen, Konzerte, Seminare oder Kurse, in denen es leicht ist, Verbindung zu anderen Menschen aufzunehmen. Eine Möglichkeit, mit dem anderen eine Verbindung aufzubauen ist leicht gefunden. Kommt das Gespräch in Gang und ist der andere sympathisch, kann man sich zu weiteren Treffen verabreden, und es entsteht vielleicht eine Freundschaft oder Partnerschaft. Das klappt vielleicht nicht sofort und es ist der Besuch mehrerer Veranstaltungen nötig, bis sich erste Erfolge abzeichnen, aber jede Unternehmung ist eine Möglichkeit zu üben. So könnte der Weg, die Einsamkeit im Außen zu überwinden aussehen – für manche Menschen aber nur theoretisch.

Im Inneren liegt der Schlüssel

Wer sich schon einmal einsam gefühlt hat, weiß, dass es sehr schwer sein kann, diese Schritte nach außen zu unternehmen. Es funktioniert, wenn die Ursache für die Einsamkeit lediglich darin besteht, dass man sich nicht um Begegnungen bemüht hat. Doch meistens liegen die Ursachen tiefer. So kann es sein, dass jemand viele Kontakte hat, zum Beispiel bei der Arbeit oder im Verein, sich aber trotzdem einsam fühlt. Um eine Lösung zu finden, ist es sinnvoll zu untersuchen, was Einsamkeit eigentlich ist.

Einsamkeit ist keine Charaktereigenschaft, kein Makel und sie ist nicht unüberwindlich. Sie ist ein Gefühl. Die Ursachen dieses Gefühls können vielfältig sein. Manche fühlen sich einsam, weil sie keinen Austausch mit anderen Menschen haben. Andere haben Austausch mit anderen, fühlen sich aber einsam, weil sie niemanden haben, mit dem sie über das sprechen können, was sie im Innersten bewegt oder weil sie sich nicht verstanden fühlen. Wieder andere haben viele Freunde, aber keinen Lebenspartner, und fühlen sich deswegen einsam. Es kommt auch vor, dass jemand ein ständiges Grundgefühl der Einsamkeit hat, ohne dass ein Grund dafür bekannt wäre.

Die tatsächlichen Ursachen für ein Gefühl der Einsamkeit liegen fast immer im Innern. Es ist möglich allein zu sein, auch über einen längeren Zeitraum, ohne sich einsam zu fühlen. Einsamkeit resultiert meistens eher aus der Bewertung der eigenen Situation. Die Bewertung resultiert aus einem Mangelgefühl oder einem Vergleich mit Anderen. Einer der sinnvollsten Wege, um die Einsamkeit zu überwinden, ist meiner Meinung nach, Frieden mit sich selbst und der eigenen Situation zu finden, ohne diese nötigerweise zu verändern. Das Gefühl des Alleinseins ist tatsächlich von den äußeren Umständen unabhängig. Natürlich sind wir Menschen soziale Wesen und gehören in eine Gemeinschaft, doch das Leiden unter dem Alleinsein ist am leichtesten zu beenden, indem wir mit uns selbst ins Reine kommen und Erfahrungen aus der Vergangenheit hinter uns lassen.

Frieden finden mit sich selbst

Hier sind einige Gründe für das Alleinsein:

  • Jemand fühlt sich minderwertig.
  • Jemand ist der Meinung nicht liebenswert zu sein.
  • Jemand hat ein ungewöhnliches Verhalten.
  • Jemand hat hohe Ansprüche an sich selbst.
  • Jemand hat hohe Ansprüche an die anderen.
  • Jemand meint, den Ansprüchen andere nicht zu genügen.
  • Jemand mag sich selbst nicht.
  • Jemand empfindet die Welt als feindlich.
  • Jemand hält sich für besser.
  • Es scheint niemanden auf „gleicher Wellenlänge“ zu geben.
  • Jemand fühlt sich unverstanden.
  • Jemand trägt Groll mit sich herum.
  • Jemand ist verletzt worden.
  • Jemand ist enttäuscht worden.
  • Jemand hat bestimmte moralische oder religiöse Vorstellungen.
  • Jemand kann Nähe nicht ertragen.
  • Jemand meint, seinen Freiraum haben zu müssen.
  • Jemand fühlt sich nicht frei, zu tun, was er möchte.

Diese Gründe können sowohl ein generelles Gefühl der Einsamkeit als auch einen Mangel an Bezugspersonen erzeugen. Es zeigt sich deutlich, dass die Ursache in dem Betreffenden selbst liegt. Ja, es mag sein, dass er oder sie von einer anderen Person verletzt oder enttäuscht wurde, aber es ist seine Verantwortung,  wie er oder sie darauf reagiert und daran festhält. So befreien Sie sich vom Gefühl der Einsamkeit: Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre eigenen Erlebnisse und Gefühle.

Was Sie tun können, um Ihre Situation zu verändern

  1. Aktiv werden. Die erste Möglichkeit ist bereits oben beschrieben. Werden Sie aktiv, gehen Sie raus und lernen Sie Menschen kennen (sofern zu wenige Menschen in Ihrem Leben das Problem sind).
  1. Hindurchfühlen. Erlauben Sie sich selbst, Ihre Einsamkeit zu spüren. Einsamkeit ist ein Gefühl. Es hat aus sich selbst heraus keine Bedeutung. Außer: Gefühle wollen gefühlt werden. In der Regel lösen sie sich auf, wenn sie bis zum Ende gefühlt wurden. Und das geht so: Legen Sie Ihren Widerstand und Ihre Bewertungen so gut wie möglich zur Seite. Fragen Sie sich, was in Ihnen ist, dass Sie einsam sind. Ist da ein Groll, eine Verletzung oder Vorwürfe? Haben sie bestimmte Überzeugungen, die sie ausbremsen? Fühlen Sie sich selbst nicht wert zu bekommen, was Sie sich wünschen? Haben Sie ein Verhalten, das Sie bei anderen anecken lässt? – Lassen Sie sich ganz in das Gefühl des Alleinseins hineinfallen. Fühlen Sie die Traurigkeit, Verzweiflung, Hilflosigkeit oder was sonst damit verbunden ist. Lassen Sie sie raus. Es kommt dann der Moment, indem sich das Gefühl plötzlich auflöst und sich Frieden einstellt. Meisterns ist das verbunden mit einer Erkenntnis. Es ist für manche nicht einfach dies allein zu tun. Vertrauen Sie sich einem Freund oder einer Freundin an.
  1. Werkzeuge nutzen. Sie können auch eine Methode wie diese anwenden, um das Gefühl der Einsamkeit aufzulösen. Tun Sie dies Schritt für Schritt. Seien Sie geduldig mit sich selbst. Seien Sie ehrlich sich selbst gegenüber. Vergeben Sie, hören Sie auf, sich selbst und andere abzuwerten und zu vergleichen. Überprüfen und bereinigen Sie Ihre eigenen Glaubenssätze in Bezug auf die Einsamkeit, denn diese definieren, wie Sie sich selbst erleben.
  1. Hilfe holen. Sollten Sie sich selbst nicht aus der Einsamkeit befreien können, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Das gilt generell immer dann, wenn Sie das Gefühl haben, mit einer Situation alleine nicht mehr klarzukommen. Es ist mit Unterstützung eines Therapeuten meistens relativ leicht, die Ursachen der Einsamkeit zu finden und aufzulösen. Ein unabhängiger Standpunkt kann Ihnen neue Perspektiven geben und Sie dabei unterstützen, sich von den Gründen für das Gefühl der Einsamkeit zu befreien.

Sie werden staunen, wie relativ einfach es ist, den Zustand der Einsamkeit hinter sich zu lassen. Menschen, die sich allein fühlen, haben häufig einen Grund dazu. Entziehen Sie vergangenen Erlebnissen oder den Erinnerungen ihre Macht über Sie. Befreien Sie sich in einen Raum des Selbstvertrauens und der Lebendigkeit hinein.

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Mit dieser einfachen Methode heilen Sie Störungen und finden zueinander zurück

Unzufriedenheit, Spannungen und Konflikte in einer Paar-Beziehung entstehen meistens aus einem Grund: Die Kommunikation ist gestört. Die Partner reden nicht genug miteinander und teilen einander nur sehr wenig, wenn überhaupt, über eigene Gefühle, Empfindungen  oder Erlebnisse mit. Gerade in schon länger bestehenden Beziehungen kann sich durch den Alltag eine Routine einstellen, die sich lähmend auswirkt. Irgendwann fragen sich die Partner, wo die Gefühle füreinander geblieben sind oder warum sie überhaupt noch zusammen sind. – Dieser Artikel zeigt einen Weg auf, wie Sie Ihre Beziehung lebendig halten oder retten können.

Manche Paare haben es einfach verlernt, liebevoll miteinander zu reden. Es steht so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen, dass sie nicht mehr wissen, wo sie anfangen sollen. Es mag so scheinen, dass die Partner einander gar nicht mehr kennen. Bestimmte Dinge werden ganz bewusst geheim gehalten; vielleicht, um einen vermeintlichen Vorteil gegenüber dem anderen zu haben, aus Scham oder aus Bequemlichkeit. Möglicherweise werden Abwertung oder Liebesentzug befürchtet, wenn das Geheimnis an das Licht kommt. Solche Heimlichkeiten sind extrem schädlich für eine vertrauensvolle Beziehung. Sie bilden eine Mauer zwischen beiden Partnern und trennen den jeweils anderen ab. Eine verbundene und ehrliche Partnerschaft erfordert, dass Vorbehalte und Störungen offengelegt und ausgesprochen werden.

Möglicherweise fehlt auch einfach nur eine gemeinsam Gesprächskultur, in der beide das Gefühl haben, gehört und angenommen zu werden, statt sich gegenseitig ins Wort zu fallen oder nicht richtig zuzuhören.

Welcher Art die partnerschaftliche Störung auch ist: Hier ist ein Weg, um die Situation zu lösen.

  • Es ist das gemeinsame Ziel, die Verbindung zu stärken und die Beziehung fortzuführen.
  • Deshalb halten sich beide an die Regeln.
  • Beide entscheiden sich dazu, konstruktiv und respektvoll miteinander umzugehen, weil sie die Beziehung heilen wollen.
  • Setzen Sie sich regelmäßig einmal in der Woche zu einem fest vereinbarten Termin, der beiden angenehm ist, zusammen. Dies könnte beispielsweise der Sonntagabend sein.
  • Sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind, und schaffen Sie eine behagliche Atmosphäre. Telefonanrufe und anderen Ablenkungen werden ignoriert.
  • Stellen Sie eine Uhr auf, die beide sehen können. Beide Partner haben abwechselnd eine Redezeit von 15 Minuten. Wenn Sie sich nicht einigen können, wer anfängt, werfen Sie beim ersten Mal eine Münze. Beim nächsten Mal beginnt der andere.
  • Während der eine Partner spricht, hört der andere offen und aufmerksam zu und erwidert nichts. Er schweigt. Er kommentiert auch nicht mit Mimik oder Gesten. In seiner Redezeit hat er Gelegenheit, auf das Gesagte einzugehen.
  • Seien Sie offen und ehrlich. Sprechen Sie aus, was Sie bedrückt. Sprechen Sie in der Ich-Form. Unterlassen Sie Vorwürfe, Beschuldigungen und Kritik. Sprechen Sie über sich selbst, wie Sie die Situation empfinden und was Sie sich wünschen. Sagen Sie aber auch was Ihnen gefällt und was Sie gut finden. Teilen Sie sich mit.
  • Bleiben Sie zugewandt und nachsichtig füreinander. Gerade am Anfang können sich viele Dinge entladen, und es kann auch einmal emotionaler werden. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, nicht in Vorwürfe und Anschuldigungen zu verfallen. Aber es ist auch keine Katastrophe, wenn sich jemand einmal im Ton vergreift. Alles, was offenliegt, kann losgelassen werden und heilen!
  • Nach jeweils genau einer Viertelstunde wird gewechselt. Halten Sie die Zeiten wirklich ein. Jeder bekommt drei Mal eine Redezeit, so dass das gesamte Gespräch eineinhalb Stunden dauert.
  • Die 15 Minuten werden nicht gekürzt, auch nicht, wenn jemand nichts mehr zu sagen hat. Es kann geschwiegen und der Kontakt sollte aufrechterhalten werden.
  • Wenn das Gespräch beendet ist, wird auch das zuletzt Gesagte nicht mehr kommentiert oder besprochen. Sie haben ja in der kommenden Woche wieder einen Termin, und dann hat der andere Partner das letzte Wort!
  • Durch diesen Austausch öffnet sich ein Raum, in dem sich etwas verändern kann und meiner Erfahrung nach auch wird.
  • Behalten Sie die regelmäßigen Gespräche bei, auch wenn Sie aktuell kein Problem haben!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und eine tolle Beziehung!

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Als Paar einen Plan und eine Vision für das gemeinsame Leben entwickeln

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„Wir haben lange nicht mehr zusammengesessen und einander ausdrücklich gesagt, was wir uns wünschen und wie jeder von uns sich die gemeinsame Zukunft vorstellt!“ Als meiner Frau und mir das vor kurzem klar wurde, nahmen wir uns zusammen einen ganzen Sonntagnachmittag frei, um in Ruhe miteinander zu reden und uns als Paar ganz bewusst auszurichten. Meine Frau schrieb dazu ein kleines Posting auf Facebook, das ziemlich viel Resonanz auslöste. Hier finden Sie die (öffentlich lesbare) Statusmeldung. Viele Freunde wollten daraufhin die Methode kennenlernen, nach der wir vorgehen. Hier ist also der Plan zum Plan für Paare.

Was nützt ein gemeinsamer Plan für die Partnerschaft?

Für jeden Menschen ist es meiner Ansicht nach sinnvoll, sich Ziele zu setzen, um dem eigenen Leben eine Richtung zu geben und für sich selbst Klarheit zu finden. Das gilt aber erst recht für Paare.

Wissen Sie, was Ihr Partner von Ihrer Partnerschaft tatsächlich erwartet? Kennen Sie alle seine Pläne? Was bevorzugt er? Haben Sie über alle Ihre Ziele, Wünsche, Pläne und Vorlieben mit Ihrem Partner gesprochen? Natürlich kennen Sie Ihren Partner zu einem gewissen Grad, ein absichtsvolles Gespräch kann sich jedoch sehr transformierend auf Ihre Beziehung auswirken.

Wenn Sie sich zusammensetzen und über Ihre gemeinsame Ausrichtung sprechen, werden Sie staunen, was Sie übereinander noch nicht wussten und was Ihnen noch nicht klar war. Sie werden auch manch eine eigene Annahme über den anderen entdecken, die einfach nicht zutrifft. Nachher werden Sie sagen: „Gut, dass wir darüber gesprochen haben!“

Ein gemeinsamer Plan hat natürlich noch mehr Nutzen. Sie gewinnen eine gemeinsame Ausrichtung. Sie wissen, wohin Sie gemeinsam möchten, und können Ihre Ressourcen wesentlich wirkungsvoller darauf ausrichten. Sie bemerken Gelegenheiten und Chancen viel leichter, und falls Sie von Ihrer Route abweichen, können Sie das schnell erkennen.

Eine gemeinsame Ausrichtung hat auch eine „magische“ Komponente. Sie werden beobachten, dass sich die Verbindung zu Ihrem Partner intensiviert. Die Nähe nimmt zu. Zudem wird sich Ihr Leben wie von selbst diesen Zielen annähern. Allein die Formulierung der gewünschten Lebensziele wird Sie in diese Richtung bringen.

„Weg von“ oder „Hin zu“? – Die zwei Arten von Zielen

Wenn Sie jemanden fragen, was er oder sie sich wünscht, bekommen Sie in der Regel Antworten, die eher beschreiben, was nicht gewünscht oder sogar befürchtet wird: „Ich möchte nicht krank werden.“ „Ich möchte meine Arbeit nicht verlieren.“ „Ich möchte nicht alleine leben.“ „Ich möchte nicht, dass du mich betrügst.“ Und so weiter. Dies sind sogenannte „Weg-von-Ziele“. Nur weil jemand etwas nicht möchte, sind ihm seine tatsächlichen Ziele nicht unbedingt klar. Dieser Mensch ist irgendwo unterwegs und dümpelt durch das Leben, ohne dass er weiß, was er wirklich will. Er weiß nur, was er auf jeden Fall vermeiden will. Ihm fehlt die positive Ausrichtung.

Anders ist das bei den „Hin-zu-Zielen“. Sie geben eine klare (Aus-) Richtung. Der Vorteil von „Hin-zu-Zielen“ ist, dass leichter zu erkennen ist, wenn ein Umweg oder gar ein Abweg droht. Sie haben einen Fixpunkt, an dem Sie sich orientieren können. Solche Ziele könnten sein: „Ich laufe zwei Mal in der Woche 5 Kilometer, um meine Gesundheit zu stärken.“ „Ich qualifiziere mich weiter, um beruflich auf dem neuesten Stand zu sein.“ „Ich erhalte die Beziehung zu meinem Partner lebendig.“ „Ich sorge für meine eigene Klarheit, um Beziehungskrisen meistern zu können.“ Natürlich können Sie das Ziel ändern, sobald Sie erkennen, dass das ursprüngliche nicht mehr stimmt. Dann richten Sie sich auf das neue aus. Auch als Paar sollten Sie sich gemeinsam an Hin-zu-Zielen ausrichten!

Ziele

So können Sie vorgehen

Am besten, Sie planen mindestens zwei bis drei Stunden Zeit ein und sorgen dafür, dass Sie währenddessen ungestört sind. Schaffen Sie sich ein gemeinsames Umfeld, in dem Sie sich beide wohlfühlen. Auch ein gemeinsamer (Kurz-) Urlaub kann sich dafür gut eignen, weil man mal zusammen aus allem heraus ist.

Es gibt zwei Wege, wie Sie Ihre gemeinsame Vision Ihres Lebens finden können:

Möglichkeit 1: Jeder von Ihnen schreibt zuerst zu jedem Lebensbereich selbst die eigenen Vorstellungen auf. Anschließend gleichen Sie diese miteinander ab, um eine Version zu finden, der beide voll zustimmen können. Dieser Weg eignet sich besonders für Paare, die so etwas noch nie gemacht haben.

Möglichkeit 2: Sie entwickeln direkt im Gespräch eine gemeinsame Vision. Einer von Ihnen ist der „Aufschreiber“, der sie notiert. Wenn Sie bereits über Erfahrung in Paargesprächen verfügen, könnte dieser Weg gut klappen.

Ziele, die begeistern, und ein gemeinsamer Satz

Achten Sie bei der Formulierung Ihrer Ausrichtung darauf, dass sie realitätsnah und erreichbar ist. Sollte sich ein Punkt schwer und bedrückend anfühlen, ist dies kein geeignetes Ziel. Sie sollten beide von Ihren Zielen begeistert sein und sie gerne erreichen wollen. Seinen Sie so präzise wie nötig und so offen wie möglich. Stichpunkte genügen, eine Ausformulierung ist nicht erforderlich.

Formulieren Sie zum Abschluss einen gemeinsamen Satz, der den Charakter Ihrer gesamten gemeinsamen Ausrichtung zusammenfasst. Er hilft Ihnen, mit Ihren Zielen in Kontakt zu bleiben. Man könnte diesen Satz auch „Mission Statement“ nennen.

Folgende Lebensbereiche können Sie in Ihre Betrachtung einbeziehen und ergänzen:

  • Partnerschaft und Beziehung
  • Beruf und Geld
  • Fortbildung und Persönlichkeitsentwicklung
  • Wohnen und Lebensumfeld
  • Familie und Freunde
  • Gesundheit und Sport
  • Urlaub und Freizeit
  • Mission-Statement
    (ein Satz oder wenige Sätze)

Wir gehen selbst so vor, dass wir uns für jeden Bereich jeweils ein neues Blatt nehmen und dann stichwortartig eine Liste von gemeinsamen Vorstellungen aufschreiben. Manchmal denken wir erst eine Weile oder helfen einander dabei, über einen Punkt Klarheit zu gewinnen, ehe wir das Teilziel notieren.

… und was ist mit der Umsetzung?

Es ist meine Erfahrung, dass es oft schon reicht, sich klar auf ein Ziel auszurichten, damit man wie von selbst darauf zugeht. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn dem nicht zu viele Hindernisse im Weg stehen, etwa in Form behindernder Glaubenssätze. Je mehr Klarheit der einzelne hat und je offener und wertschätzender das Paar miteinander umgeht, desto leichter wird die Umsetzung.

Sicherlich werden Sie einige Punkte finden, bei denen Sie direkt aktiv werden müssen, um das betreffende Ziel zu erreichen. Das sollten Sie dann natürlich auch umsetzen. Besprechen Sie gemeinsam, wie Sie vorgehen wollen und machen Sie gegebenenfalls einen Aktionsplan.

Heben Sie, wenn Sie fertig sind, Ihren gemeinsamen Plan und Ihre Vision an einem angemessenen Ort auf, beide sollten darauf zugreifen können. Später können Sie natürlich einzelne Ziele ändern, ergänzen oder streichen – aber auch dies natürlich nur gemeinsam, und beide müssen mit den Änderungen einverstanden sein. Nehmen Sie nach einigen Monaten Ihre Liste hervor und schauen Sie, was bereits Realität geworden ist. Sie werden vielleicht an der einen oder anderen Stelle erstaunt sein!

Womit Sie rechnen müssen

Dies ist ein intensiver Prozess. Hier können Dinge zu Tage kommen, mit denen Sie nicht gerechnet hätten. Es kann zum Beispiel sein, dass Ihre Vorstellungen stärker voneinander abweichen, als Sie dachten. Sie erkennen, dass Ihr Partner Ansichten hat, die Sie überraschen. Es könnten Dinge zur Sprache kommen, die Ihnen peinlich sind. Oder es ist Ihnen nicht möglich, einen Konsens zu finden, und Sie beginnen miteinander zu streiten.

Seien Sie beide von Beginn an möglichst offen und respektvoll miteinander. Einigen Sie sich vorher darauf, dass Sie mit Dissonanzen konstruktiv umgehen und einander Raum geben. Vermeiden Sie Rechtfertigungen, Angriffe, Vergleiche, Vorwürfe, Aufrechnungen und Rechthaben-Wollen. Denken Sie immer daran, dass es ein gemeinsames Projekt ist. Unterstützen Sie sich gegenseitig. Schätzen Sie den anderen für das, was er Ihnen mitteilt. Seien Sie unterstützend und liebevoll; vor allem natürlich, wenn jemand über etwas für ihn Unangenehmes spricht. Solch eine gemeinsame Ausrichtung ist eine bedeutende Sache. Da kann die Stimmung schon mal sehr ernst werden. Lassen Sie sich nicht zu sehr in diese Ernsthaftigkeit hineinziehen. Haben Sie Spaß mit- und Freude aneinander.

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Gerade in Paar-Beziehungen kommt es immer wieder zu Eskalationen, die eigentlich keiner der beiden will. Trotzdem schlittern Paare oft in die eigene Streitfalle. Manchmal endet so etwas früher oder später in einer Trennung oder macht beide zumindest sehr unglücklich. Gibt es einen Ausweg und, wenn ja, welchen? In diesem Artikel möchte ich auf eine spezielle Situation eingehen, die mir per E-Mail geschildert wurde:*

“[…] Wenn ich jemanden eine gelangt habe, bin ich dann gleich ein psychopathischer Schläger? Fühle mich seither so schlecht. Mein Freund hat mich verlassen, weil ich ihm eine geklebt habe. Ich finde das nicht so schlimm. Ich bin auch nicht stolz darauf, aber in dem Moment sah ich keinen anderen Ausweg. Er fand das so erniedrigend und beschämend. Aber was hat er denn davor gemacht, was mich zu so einer Reaktion veranlasst hat, obwohl ich ihn unendlich liebe? […] Er hat mir auf den Kopf geklopft und gemeint: Tock tock ist da Gehirn anwesend? Weißt du, das fand ich schon sehr verletzend. […]

Da ist für mich keine Reflektion. Nur reiner Egoismus und keine Liebe. Vielleicht hab ich damit auch unbewusst ein STOP oder ENDE gesetzt. Da wir nie mehr darüber gesprochen haben, werde ich es nicht wissen. Schätze aber, dass da mehr dahinter ist. Er wurde als Teenager von seiner Mutter geschlagen, weil die auch keinen Ausweg als Alleinerziehende hatte. Hat er ihr wohl auch nie verziehen, jetzt bin ich da in der gleichen Psychoschiene gelandet. Schade. Toller Mann. […]”

Dieses Beispiel kann man als typisches Muster für viele ähnliche Begebenheiten in anderen Beziehungen sehen. Sie haben bestimmt auch schon ähnliches erlebt. Eine spontane Reaktion löst eine tiefe Krise oder gar die Trennung aus. Wie ist es möglich, solchen Beziehungskatastrophen vorzubeugen oder solche Spontantrennungen zu vermeiden?

Unaufgelöste Muster

Als erstes ist hier festzustellen, dass auf beiden Seiten unreflektierte, beziehungsweise unaufgelöste persönliche Muster getriggert wurden. Diese stammen in der Regel aus der Vergangenheit und basieren meist auf Verletzungen, die nicht geheilt sind. Wir alle tragen solche mentalen und emotionalen Muster mit uns herum. Dadurch erhalten längst vergangene Begebenheiten Macht über uns, und es ist uns unmöglich, sinnvoll zu handeln.

In dem oben geschilderten Beispiel ist gut zu erkennen, dass bei beiden alte Verletzungen angerührt wurden. Von ihm wissen wir, dass seine Mutter ihn schlug, was ihn offenbar sehr demütigte. Sehr gut verständlich. Um einer erneuten Demütigung zu entgehen, verließ er die Situationen. Das wiederholt er nun auch in seiner Beziehung. Er wurde wieder zum Teenager, der keine andere Möglichkeit sah. Hätte er diese Erfahrung mit seiner Mutter für sich rechtzeitig geklärt und seine Verletzung überwunden, wäre die Szene wahrscheinlich anders verlaufen, und er hätte erwachsen mit ihr umgehen können.

Sie war sehr verletzt darüber, dass er offensichtlich an ihrem Verstand zweifelte oder auch nur darüber scherzte. Hier können wir nur Vermutungen anstellen. Gleichgültig, ob ernst gemeint oder als harmloser Scherz, solch eine Bemerkung kann ebenfalls eine alte Verletzung aufreißen. Vielleicht hat sie früher die Erfahrung gemacht, dass sie nicht für voll genommen wurde oder ihre intellektuellen Leistungen abgewertet wurden. Möglicherweise hat sie nicht die Anerkennung bekommen, die sie sich gewünscht hätte. Bei ihr wurde wahrscheinlich ein Minderwertigkeitsgefühl ausgelöst. Die Wut darüber, die nach allen diesen Jahre immer noch in ihr steckte, mündete in einer Ohrfeige.

Es soll hier nur verdeutlicht werden, woher solche Muster kommen können und wie der Mechanismus der Verletzlichkeit funktioniert. Wie es sich in diesem Fall tatsächlich genau verhielt, ist hier nicht wichtig. Die Beiden aus dem Beispiel könnten die Frage um die Herkunft ihrer Muster bestimmt leicht beantworten; in Sitzungen müsste dies natürlich genau hinterfragt werden. So wie Sie selbst, lieber Leser, sich ebenfalls fragen sollten, woher es kommt, wenn Sie sich verletzt fühlen. Fragen Sie sich, was der Ursprung Ihrer Empfindung sein kann. Möglicherweise können Sie diesen Zustand dann leichter verlassen.

Niemand kann vorher wissen, was verletzt

Natürlich sind solche Eskalationen nicht auf Paar-Beziehungen beschränkt, wie in unserem Beispiel. In einer Partnerschaft, Freundschaft oder auch bei einer Begegnung mit Fremden können Sie durch Ihr Verhalten oder dadurch, was Sie sagen, immer die persönliche Muster ihres Gegenübers triggern. Ein Scherz, eine klare Ansage oder eine Meinungsäußerung kann bei dem anderen zur Verstimmung führen, und er kann verletzt reagieren. Niemand kann vorher wissen, was den anderen verletzt.

Daher gilt der Grundsatz: Wenn Sie sich verletzt fühlen, machen Sie sich klar, dass es Ihr eigenes Gefühl ist! Sie haben grundsätzlich selbst die Verantwortung dafür, wie Sie sich fühlen. Sie haben diese Reaktion bewusst oder unbewusst gewählt. Natürlich gibt es auch Menschen, die es darauf anlegen, Sie zu verletzen. Aber selbst in solch einem Fall tragen Sie selbst die Verantwortung für Ihre Gefühle. Suchen Sie niemals die Schuld dafür bei anderen! Es scheint natürlich erst einmal einfacher, diese zu beschuldigen. Doch Sie machen sich damit zum Opfer und geben Kontrolle über sich selbst auf. Das ist keine gute Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben.

Wenn Sie sich verletzt fühlen, hinterfragen Sie Ihr Gefühl. Bleiben Sie dabei bei sich selbst. Sie brauchen den anderen nicht, um Klarheit für sich selbst zu finden. Ein Gespräch mit ihm und sein Standpunkt können sicherlich helfen, doch Sie sind nicht darauf angewiesen. Fragen Sie sich, woher Sie das Gefühl kennen, das hinter der Verletzung steht. Aus welcher Situation aus der Vergangenheit ist es Ihnen bekannt? Hatten Sie, während die Verletzung geschah, vielleicht Erinnerungen an früher?

Wenn Sie die ursprüngliche Situation gefunden haben, lösen Sie alle daran anhaftenden Gefühle auf. Vergeben Sie. Schließen Sie damit ab. Geben Sie der Vergangenheit keine Macht mehr über sich selbst. Sie können selbst bestimmen, wie Sie sich wann fühlen.

Schuld ist ein Mittel zur Kontrolle

Schuld ist in dem oben beschriebenen Geschehen ein wichtiger Aspekt. Häufig entsteht ein Schuldgefühl, wenn jemand uns kritisiert oder zurechtweist. So könnte dieser Automatismus entstanden sein: Als wir als Kind etwas getan haben, was wir nicht sollten, oder als wir aus Versehen etwas falsch gemacht haben, erhielten wir wahrscheinlich eine Zurechtweisung. Ein Gefühl der Scham und der Schuld stellte sich ein; möglicherweise auch ein Empfinden von Versagen. Das war demütigend, und natürlich strebten wir danach, so etwas nicht wieder zu erleben. Wir gaben uns Mühe, eine Wiederholung solcher Situationen zu vermeiden. Kleine Bemerkungen wie: „Guck mal, was du da schon wieder gemacht hast“ oder „Pass doch auf“ reichten aus, um unser Gewissen anzusprechen und Schuldgefühle aufkommen zu lassen. Schon passten wir uns an und änderten unser Verhalten.

Manche Menschen versuchen absichtlich, bei anderen Schuldgefühle zu erwecken, damit sie selbst ihre Ziele leichter erreichen oder um die anderen zu manipulieren. (Nebenbei bemerkt: Fast alle Religionen und viele Ideologien gründen darauf.) Schuldgefühle und Scham sind Mittel zur Kontrolle. Lassen Sie das nicht zu. Es gibt kaum andere Gefühle, die einen Menschen so sehr schwächen wie diese. Sollten Sie sich schuldig fühlen oder schämen, überprüfen Sie, ob Sie lediglich anderen auf den Leim gegangen sind, oder ob sie tatsächlich eine Übertretung begangen haben. In diesem Fall sollten Sie alles tun, um Ihre Integrität wieder herzustellen und Wiedergutmachung zu leisten. So reduzieren Sie die Möglichkeiten, selbst verletzt zu werden, enorm.

Gegenseitiges Versprechen

Zum Schluss noch eine Empfehlung: Sollten Sie sich in einer Beziehung befinden und es Ihnen die Beziehung wert sein, sie länger zu behalten, gehen Sie eine gegenseitige Verpflichtung ein. Damit können Sie einem schnellen Ende derselben vorbeugen. Das gegenseitige Versprechen könnte so aussehen:

1. Geben Sie nicht dem anderen die Schuld an Ihren Gefühlen, übernehmen Sie selbst Verantwortung dafür.
2. Kommt es zu einer Krise oder fühlen Sie sich verletzt, bemühen Sie sich, Ihren eigenen Anteil daran zu erkennen.
3. Zu einer Krise tragen beide bei. Sie geht nie von nur einem aus.
4. Reden Sie miteinander und erklären Sie Ihre Standpunkte dem jeweils anderen in der Ich-Form.
5. Treffen Sie keine folgenschweren Entscheidungen im Affekt.

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*Hinweis: Die Schreiberin hat mir ausdrücklich gestattet, ihre Anfrage im Wortlaut für einen Blogbeitrag zu verwenden.

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Warum  wir immer gewinnen wollen – und wie wir dem Ego seinen Platz zuweisen

Uns Menschen ist es in der Regel sehr wichtig, Recht zu haben. Beobachten Sie Gespräche: Wie groß ist der Anteil, in dem es den Beteiligten darum geht, Recht zu haben? Sie kennen bestimmt den einen oder anderen Besserwisser. Oder vielleicht haben Sie bei sich selbst schon beobachtet, dass Sie Aussagen anderer, die in Ihren Augen falsch oder unvollständig sind, nicht so stehen lassen können?  Solche sachlichen Dissonanzen lassen sich meist argumentativ ausräumen. Nachschlagewerke, Statistiken und das Internet bieten die Möglichkeit Fakten zu finden, die eine Diskussion über das “Richtig” und “Falsch” beenden. Schwieriger wird es bei Gefühls- oder Empfindungs-Themen.

“Ich habe Recht, du hast Unrecht!”

Ein typischer Dialog: „Ich fühle mich von Dir nicht genug beachtet.“  – „Nein, Du bist mir total wichtig!“ Dies ist einerseits ein Beispiel für die Verwechslung von Ebenen. Zum anderen reden die Beiden aneinander vorbei. Dies ist Futter für Stunden heftigster Auseinandersetzungen. Hier müsste erst einmal ein Konsens darüber gefunden werden, um was es denn im Kern eigentlich geht. Dann erst wird es möglich, den anderen zu verstehen und dessen Motiv zu erkennen. Danach ist es dann sinnvoll, das hinter dem Konflikt stehende Bedürfnis zu benennen und Wege zu finden, es zu stillen. Selbstständig oder durch Zutun von anderen.

Der Standpunkt „Ich habe Recht, du hast Unrecht!“ ist der Quell für die kleinen und größeren persönlichen Konflikte, die unter Umständen vor Gericht verhandelt werden müssen. Aber auch für die Konflikte in der Welt zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen oder Nationen, die schließlich zum Krieg führen können.

Das Wissen um die tatsächliche Bedeutung eines Standpunktes und die eigentliche Ursache der Sucht nach dem Recht-haben-wollen helfen sicherlich dabei, Auseinandersetzungen anders zu sehen und mit ihnen umzugehen.

Die Natur des Ich

Ein Mensch wird nicht mit einem Ich, das heißt mit einem Selbstverständnis geboren. Es entwickelt sich erst später durch Prägung und Erfahrung. Zu Beginn wird alles als eine paradiesische Einheit wahrgenommen, die später in ein schmerzhaftes Ich kollabiert. Das Ich schafft Trennung zur Umwelt und zu anderen Menschen. Trennung tut weh. Daher trägt jeder Mensch das mehr oder weniger subtile Wissen mit sich herum, dass ihm etwas fehlt: nämlich die Einheit, die Vollständigkeit.

Das Ich, das Ego, die Person „weiß“ um diesen immanenten ständigen Mangel und dass es seinem eigentlichen Wesen nach virtuell ist. Es ist eine eingebildete Instanz, sozusagen eine Software, die in unser Nervensystem eingebrannt ist. Der Name des Programms ist: „Ich bin.“ Dieses Ich existiert nicht. Es ist eine Funktion des Nervensystems. Daher ist es wichtig, zwischen dem Menschen, als eine Emanation unter vielen in der Welt, und der Person, einem ablaufenden Programm der Selbstbezüglichkeit, zu unterscheiden. Sinn dieses Programm ist es, den Menschen zu erhalten, indem es Bedürfnisse identifiziert und befriedigt, aber auch Handlungsabläufe, der Vereinfachung wegen, automatisiert.

Das eigentliche Problem mit dem Ego ist nicht, dass es da ist, denn es hat ja Funktionen zu erfüllen. Das eigentliche Problem entsteht aus der Identifikation mit ihm. So kommt es, dass das Ego – die Person – sich aufgrund seiner virtuellen Natur ständig seine eigene Existenz und seinen Wert beweisen muss. Daher kommt seine Neigung, Recht haben zu wollen. Weiß es etwas und kann es etwas, dann beweist es sich selbst, dass es einen Wert hat. Seine Existenz und Existenzberechtigung wird bestätigt. Und vor allem: Es ist anderen überlegen, es ist besser als sie und fühlt sich dadurch gestärkt. Aufmerksamkeit ist die Währung, um die die verschiedenen Egos ringen. Damit versuchen sie, ihren Einfluss zu vergrößern und meinen, die Aufgaben für den Menschen, den sie bewohnen, damit besser erfüllen zu können.

Das Spiel des Lebens

Das ist das Spiel des Lebens. Die Standpunkte, die das Ego vertritt sind völlig beliebig. Der eine hat Recht, weil es in der Heiligen Schrift steht, der andere, weil die Wissenschaft es bewiesen hat und der Dritte, weil er es von einem aufgestiegenen Meister gechannelt bekam. Der Vierte ist sich ganz sicher, weil es seiner eigenen Erfahrung entstammt, und so weiter. Es spielt einfach keine Rolle, woher Überzeugungen oder vermeintliches Wissen stammen. Sie sind frei wähl- und auswechselbar.

Tatsächlich kann nichts gewusst werden. Alles Wissen besteht aus Abstraktionen des Verstandes, der wiederum eine Funktion des Egos ist. Abstraktionen sind mentale Auskopplungen, die mit der eigenlichen Sache nichts zu tun haben. Gedanken über etwas sind nicht die Sache selbst, mit der sie sich beschäftigen, sondern sie sind eigenständige unabhängige Erscheinungen. Abstraktionen können hilfreich sein und den Menschen unglaubliche Möglichkeiten eröffnen. In diesem Fall hat das Ego dann seine eigentliche Aufgabe hervorragend erfüllt.

Erkennen, was tatsächlich ist

Doch diese Abstraktionen machen nicht glücklich. Wissen macht nicht glücklich. Recht haben macht nicht glücklich. Die Suche nach Glück und Erfüllung entstammt dem Schmerz des Egos, das sich von der Einheit getrennt fühlt. Recht zu haben ist sein Bemühen, sich selbst zu stärken.

Das einzige, was gewusst werden kann ist das, was unmittelbar wahrgenommen wird. Der Verstand und das Ego sind hierbei außen vor. Sie werden Sekundenbruchteile später das Erleben als ihres deklarieren, es bewerten und vielleicht darauf reagieren – und hier geschieht bereits die Trennung. Unmittelbarkeit wird in Wissen umgewandelt und in Besitz genommen. Später kann dieses Wisen als Argument gegen den anderen verwendet werden.

Das unmittelbare Sein trägt alles in sich. Hier muss nichts gewusst werden. Hier ist die grundlose Daseinsfreude, die die Suche nach Glück überflüssig macht.

Sollten Sie sich davon beeinträchtigt fühlen, Recht haben zu müssen, fragen Sie sich, was Sie davon haben. Lösen Sie dann am besten die zugrunde liegenden persönlichen Muster auf. Erkennen Sie, was das Ego tatsächlich ist und weisen Sie ihm seinen angestammten Platz zu.

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