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Praxis für Psychotherapie und Hypnosetherapie | ulrich-heister.de

Fällt es Dir manchmal schwer, Dich zu entscheiden? Möglicherweise findest Du die Optionen alle ähnlich gut sind oder Du magst Dich einfach nicht festlegen. Es ist normal, dass dies hin und wieder vorkommt. Manche Menschen finden es generell schwer Entscheidungen zu treffen und leiden darunter, da für sie eine ziemliche Tortur daraus werden kann. Dieser Beitrag zeigt, warum Entscheidungen ein großes Problem werden können und wie es uns leichter gelingt sie zu fällen.

Wer fühlen kann, ist klar im Vorteil

Der Schlüssel zur Entscheidung ist unser Gefühl. Das gilt für kleine, alltägliche Entscheidungen ebenso, wie für große, lebensbestimmende. Natürlich sammeln wir oft, bevor wir eine Wahl treffen, die relevante Fakten. Wir vergleichen Sie und wägen ab. Dieser Prozess ist wichtig, da wir ja „vernünftig“ entscheiden wollen. Wir versuchen uns hiermit vor einer Fehlentscheidung zu schützen oder auf faule Angebote herein zu fallen.

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass Deine Wahl eigentlich schon vor dem Abwägen gefallen war? Und dass die Fakten nur einen ziemlich geringen Einfluss auf Deine letztendliche Wahl hatten? Letztendlich entschieden wir uns für die Option, die sich für uns richtig anfühlt. Das Gefühl ist in der Regel mächtiger, als der Verstand. Wir fällen unsere Wahl „aus dem Bauch heraus“. Dort liegt unser Empfinden für richtig oder falsch und lustvoll oder abstoßend.

Wenn ich mich zu entscheiden habe, stelle ich mir die einzelnen Optionen vor, als sei sie vollendete Realität. Dann fühle ich, wie sie sich anfühlen. Zuschlag bekommt, die Auswahlmöglichkeit, die sich für mich am besten anfühlt. Das Zünglein an der Waage können dann noch bestimmte Überlegungen sein, doch ich entscheide mich nie für etwas, was sich nicht gut anfühlt, außer, es geht nicht anders. Ist die Diskrepanz zwischen Gefühl und den Fakten zu groß, verwerfe ich das ganze Thema.

Und wenn sich jemand nicht entscheiden kann?

Hierzu fallen mir eigentlich nur zwei Dinge ein: Zum einen kann das Verlustgefühl für die abgelehnten Option zu groß seien oder es fällt schwer, das mögliche Ergebnis der Entscheidung zu fühlen. Ganz generell gilt, dass jede Entscheidung die anderen Wahlmöglichkeiten ausschließt. Bewusst oder unbewusst kann der empfundene Verlust für die abgelehnten Möglichkeiten so groß sein, dass eine Entscheidung blockiert wird. Das ist jedoch relativ selten. Hier sollten dann die zu Grunde liegende Situation prinzipiell hinterfragt werden.

Der zweite Fall, dass es schwer fällt zu fühlen, ist wesentlich weiter verbreitet. Es gibt viele Menschen, die nicht gut fühlen können. Ihre Gefühle sind von ihrer Wahrnehmung mehr oder weniger abgeschnitten. Dafür gibt es Gründe, die jedoch grundsätzlich immer behoben werden können. Wenn Menschen in eine Zwangslage kommen, also einer Situation nicht ausweichen können, in der sie sich schlecht fühlen, trennen sie sich von ihren Gefühlen. Dies ist ein Schutzmechanismus, denn es ist leichter nichts zu fühlen, als das unerträgliche Gefühl oder den Schmerz.

Abgespaltene Gefühle erschweren Entscheidungen

Körperlicher oder seelischer Missbrauch, aber auch immer wieder auftretender emotionaler Stress können solche Situationen sein. Ein Kind, das mitbekommt, dass sich seine Eltern immer wieder streiten, kann sich beispielsweise hilflos, überfordert, verlassen oder schuldig fühlen. Um diesen sich wiederholenden Empfindungen zu entkommen, trennt es sich von seinen Gefühlen ab.

Ein anderer Grund kann sein, dass ein Kind durch äußere Einflüsse gelernt hat, seinen eigenen Gefühlen nicht zu trauen.  Es muss sich von ihnen trennen, um den Konflikt mit dem äußeren Eindruck zu bewältigen. Wenn ein Kind, das traurig ist, von seinen Vorbildern zu hören bekommt, dass es keinen Grund gibt traurig zu sein, glaub es ihnen. Wenn ein Kind seine Wut immer wieder nicht zum Ausdruck bringen darf, wird es sie unterdrücken. Auch, wenn die Eltern gut meinend dem Kind sagen, was es fühlen sollte, kann dies auch geschehen. „Sei doch lieb!“ „Sag danke!“ „Wenn du lachst, mag ich dich viel lieber.“ „Das tut doch nicht weh.“ Und so weiter.

Alles oder nichts

Das tragische dabei ist, dass diese Trennung nicht nur von den unangenehmen Gefühlen erfolgt, sondern von allen. Also auch von der Lebendigkeit und der Freude. Manchmal sind die eigenen Gefühle so weit abgespanten, dass nur noch im Außen gesucht wird, wie man sich fühlen und verhalten sollte. Die Gefühle werden dann so gut wie möglich simuliert. Wobei im Hintergrund immer ein fahles und falsches Empfinden mitschwingt. Je mehr jemand angepasst ist, um so fahler erscheint das eigene Leben.

Das sind ziemlich drastische, aber auch deutliche Beispiele, wie jemand den Kontakt zu sich und seinen Gefühlen verlieren kann. Es gibt natürlich auch schwächere Ausprägungen, die sich im Leben störend auswirken können. Solltest Du jemand sein, der sich nicht in die Entscheidung für die verschiedenen Optionen einfühlen und so nur schwer eine Wahl treffen kann, ist es sehr sinnvoll für Dich zu hinterfragen, wie gut Du Deine Gefühle generell wahrnehmen kannst.

Gefühle stellen die innere Ordnung wieder her

Erlaube Dir zu fühlen! Gefühle sind essentieller Bestandteil deiner Lebendigkeit. Sie wollen einfach nur gefühlt werden und dienen Dir dazu, Dein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen. Sie sind aus sich selbst heraus keine Bedrohung, denn wenn Du sie möglichst widerstandsfrei fühlst, lösen sie sich sehr schnell wieder auf.

Natürlich kann man sich vortrefflich in einer verkopften Welt einleben, doch wirklich Spaß macht das nicht. Warum solltest Du auf einen solch wichtigen Teil von Dir verzichten? Wenn Du bemerkst, dass Teile Deiner Gefühlswelt ausgeblendet sind und Du nicht aus eigener Kraft zu Deinen Gefühlen zurückfindest, kann es sehr befreiend sein, Dir Hilfe zu suchen. Und Du wirst feststellen, dass es dann viel leichter wird, Dich zu entscheiden!

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