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Ursachen, Folgen – und drei konkrete Wege aus der Angst

Alle Menschen berührt das Thema Angst. Angst ist ein Grundgefühl, das uns eigentlich schützen soll. Die konkrete Furcht vor einem heranfahrenden LKW ist durchaus begründet und sinnvoll, wenn ich mitten auf einer Straße stehe. Manchmal nervt Angst aber auch einfach nur.  Sie ist da, ohne konkrete Bedrohung oder ohne ersichtlichen Grund; so wie etwa die Angst vor Spinnen oder die Flugangst. In diesem Artikel nähern wir uns diesem Phänomen an und halten nach Lösungsansätzen Ausschau. Abschließend zeige ich Ihnen drei mögliche Wege, wie Sie mit Ängsten umgehen und sie loswerden können.

Konkrete Bedrohung oder diffuse Angst?

Bei konkreten Bedrohungen hilft es, die Situation zu verlassen. Ich verlasse die Straße, wenn ein Fahrzeug kommt. Ich nähere mich nicht dem Abgrund. Ich suche eine Geldquelle, um die Miete zahlen zu können. In solchen und ähnlichen Situationen können aktive Handlungen die Lösung darstellen, indem sie die Ursache der Angst beseitigen.

Anders sieht es bei Ängsten aus, deren Grund nicht offensichtlich ist. Warum hat jemand Angst vor einer Spinne? Hier in Mitteleuropa sind sie normalerweise harmlos. Warum hat jemand Angst vor dem Fliegen, fährt aber mit dem Auto ohne Probleme wöchentlich hunderte Kilometer, was statistisch nachweisbar um ein Vielfaches gefährlicher ist? Warum hat jemand Angst, vor einer Gruppe zu sprechen, obwohl er davon ausgehen kann, dass die Zuhörer ihm wohlgesonnen sind? Hier müssen wir tiefer gehen.

Man kann alles auch mit Angst tun!

Es ist grundsätzlich möglich, Dinge trotz beziehungsweise mit dem Gefühl der Angst zu tun: Auf Spinnen zuzugehen und sie anzufassen. In das Flugzeug einzusteigen und loszufliegen. Sich auf die Bühne zu stellen und Vorträge zu halten. Die wiederholte Erfahrung, dass es doch gut ging und das Befürchtete nicht eingetreten ist, schleift die Angst ab, und irgendwann verschwindet sie ganz. Doch eine solche Herangehensweise ist sehr unkomfortabel. Sie erfordert viel Mut und ist jedes Mal mit einer großen Überwindung verbunden.

Neben den Ängsten vor etwas Bestimmtem können sich auch diffuse Ängste zeigen, die als grundlegendes Gefühl wahrgenommen werden. Beispielsweise stellt sich morgens nach dem Aufwachen ein Gefühl von übler Ungewissheit oder eine unbestimmte Existenzangst ein. Manchmal sind Ängste an Handlungen geknüpft, beispielsweise das Leeren des Postkastens. Es wird eine Beklemmung gespürt, gekoppelt mit der Sorge, dass schlechte Nachrichten in der Post sein könnten, obwohl dazu eigentlich kein Grund besteht.

Woher kommt diese Angst nur?

Der Auslöser ist häufig nicht zu erkennen, die Angst scheint einfach so aufzutauchen. Dies lässt es meistens unmöglich erscheinen, diese Ängste in den Griff zu bekommen: Wie soll man etwas bearbeiten, das einfach da ist und dessen Ursache sich nicht beseitigen lässt, weil sie gar nicht bekannt ist?

Dazu muss man sich zuerst verdeutlichen, woher solche diffusen Ängste überhaupt kommen. Denn tatsächlich hat jede Angst einen Auslöser, eine Ursache. Menschen werden nicht mit Ängsten geboren. Diese sind in der Regel Widerspiegelungen alter, vergessener Erfahrungen. Ängste werden meistens durch verletzende, überwältigende oder überfordernde Erlebnisse entwickelt. In der Regel wurden ein Verlust, Alleinsein, ein Gefühl der Ohnmacht oder Hilflosigkeit erlebt. Die starke emotionale Ladung brennt das Erlebnis in das Nervensystem ein. Die Art der Angst, die entsteht, muss der Ursache nicht ähnlich sein.

Der Angst vor Spinnen liegt selten ein Erlebnis mit Spinnen zugrunde. Oft stehen dahinter in Wirklichkeit etwa Missbrauchserfahrungen oder andere verdrängte Verletzungen. Die Angst vor schlechten Nachrichten im Briefkasten kann auf einem frühen Erlebnis basieren, in dem sich das Kind sich einer Situation nicht gewachsen fühlte, förmlich von ihr überwältigt wurde.

Wenn Ängste die Lebensqualität einschränken

Die Wiederholung einer Angst kann einen Automatismus entstehen lassen. Das Gefühl wird hervorgerufen, wenn ein bestimmter Reiz ausgelöst wird. Beispiel: Ein Kind fühlt sich häufig alleingelassen, weil sein alleinerziehender Vater trinkt und sich nicht adäquat um es kümmert. Es ist möglich, dass dieser Mensch später Angst empfindet, wenn er mit alkoholisierten Menschen zu tun hat.

Die Lebensqualität und die Lebensfreude werden von Ängsten stark dezimiert. Die Betroffenen fühlen sich oft hilflos im Angesicht ihrer Empfindungen und denken, etwas stimme mit ihnen nicht. Manche versuchen ihr Dilemma zu lösen, indem sie sich  mit ihren Zuständen arrangieren, oder sie vermeiden alle Situationen, in denen die Ängste auftreten könnten.

Dies schränkt die eigenen Möglichkeiten sehr ein und manche Lebensbereiche können gar nicht gelebt werden. Zudem verlagern sich die Ängste damit meistens nur, gehen aber nicht weg, so dass die Zahl der potenziell bedrohlichen Situationen ständig wächst.

Die gute Nachricht: Ängste kann man wieder loswerden!

Die gute Nachricht ist: Da Ängste erworben sind, lassen sie sich, die nötige Bereitschaft vorausgesetzt, auch wieder auflösen. Der Weg, die Angst zu überwinden, hängt vor allem davon ab, wie stark die emotionale Ladung des zugrunde liegenden Erlebnisses ist und wie tief es sich ins Bewusstsein geprägt hat. Im Folgenden nenne ich drei Möglichkeiten, wie man vorgehen kann, um die Ängste zu überwinden, begonnen mit nicht so starken Ängsten bis hin zu sehr starken.

Drei Wege aus der Angst

 

  1. Für ein anderes Gefühl entscheiden

Machen Sie sich klar, dass die Angst, die Sie empfinden, ein Gefühl ist, wie jedes andere. Sie selbst erzeugen dieses Gefühl, niemand anders. Entscheiden Sie sich bewusst, ein anderes Gefühl statt der Angst zu empfinden. Dieses Gefühl können Sie erzeugen, in dem Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie sich wohlgefühlt haben. Angenommen, Sie werden mit einem Angstgefühl wach. Erinnern Sie sich absichtsvoll an einen Moment in einem Urlaub, den Sie sehr genossen haben. Erleben Sie diese Erinnerung in ihrer Vorstellung mit all Ihren Sinnen. Machen Sie sich diese Herangehensweise zur Gewohnheit – ersetzen Sie also die unerwünschte Angewohnheit durch eine bewusst gewählte. Nach einer gewissen Zeit wird die Angst nicht mehr auftreten. Das ist tatsächlich in vielen Fällen genauso einfach, wie es klingt. Ich habe es bei Klienten erlebt, dass  sich, konsequente Anwendung voraussetzt, selbst jahrzehntealte Ängste auflösten. Es steckt eben viel Wahrheit in dem Spruch, dass der Mensch ein Gewohnheitstier sei.

  1. Mit Methode und nach Anleitung bearbeiten

Nutzen Sie die Methode, die ich in diesem Artikel beschrieben habe. Dort ist ein Beispiel mit der Bearbeitung einer Angst beschrieben. Diese Methode ist sehr machtvoll, weil sie alle Ebenen anspricht, die zur Auflösung von persönlichen Mustern notwendig sind: die mentale, emotionale und neuronale. Ich empfehle zu Anfang nicht mit stark geladenen Themen anzufangen. Üben Sie den Umgang mit der Methode zuerst mit einfacheren Themen und machen Sie sich mit ihr vertraut.

Wenn Sie die Anleitung beachten, können Sie höchstwahrscheinlich bereits nach einigen Anwendungen mit einer Linderung rechnen. Denken Sie daran, wie in dem verlinkten Beitrag beschrieben, auch weitere Aspekte zu behandeln, die in Ihr Bewusstsein treten.

  1. Professionelle Unterstützung holen

Gelingt es Ihnen mit den vorgestellten Ansätzen nicht selbst, Ihre Angst zu überwinden, suchen Sie sich am besten erfahrene Hilfe. Wenn die empfundene Bedrohung sehr hoch ist, wenn die Ängste den Alltag massiv einschränken oder sich gar das Empfinden einstellt, dass sie gar nicht mehr zu handhaben sind, dann sollten Sie nicht zu lange allein damit bleiben, sondern schnell handeln. Das gilt auch für Ihnen nahestehende Menschen, bei denen Sie so etwas beobachten. Es ist keineswegs eine Schwäche, sondern zeugt im Gegenteil von Selbstreflektion und Lösungsorientiertheit, sich bei bestimmten Problemen professioneller Unterstützung zu versichern.

Wie viele Sitzungen eine solche psychotherapeutische Behandlung umfassen soll, lässt sich nicht pauschal sagen. Meiner Erfahrung nach lassen sich aber gerade Ängste sehr gut behandeln. Bei vielen Ängsten stellt sich bereits nach einer Sitzung eine nachhaltige Besserung ein; manchmal sind zwei oder drei Sitzungen erforderlich, um komplexeren Ängsten auf den Grund zu gehen. Das hängt von vielen Faktoren und den persönlichen Mustern und Strukturen des einzelnen ab. Oft verschwinden mit der Angst auch andere Probleme oder Einschränkungen wie von selbst gleich mit.

Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihre Angst aufgelöst. Sie haben endlich die Selbstbestimmung in den betroffenen Bereichen zurückgewonnen! Es ist also lohnenswert, die eigenen Ängste anzugehen; am besten sofort. Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute!

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Ursachen und wirkungsvolle Methoden zur Selbstanwendung

Lampenfieber und Prüfungsängste bringen viele Menschen dazu, gerade solchen Situationen auszuweichen, die sie eigentlich weiterbringen würden. Die Ängste sorgen für schlaflose Nächte und tagelanges Leiden. Sie verhindern, dass sich Potential zeigt. Sie zerstören manchmal Karrieren. Auf jeden Fall sind sie sehr, sehr unangenehm. Dabei wären sie doch eigentlich unnötig, oder?

Schauen wir uns das Ganze einmal näher an: Warum bekommen wir eigentlich Lampenfieber? Vor allem aber: Was können wir dagegen tun?

Dein Verstand: Helfer und Saboteur zugleich

Zugegeben: Um einen Vortrag zu halten oder eine Prüfung abzulegen, brauchen wir unseren Verstand. Doch der Verstand hilft nicht nur, er kann uns auch sehr ausbremsen. Da die meisten Menschen denken, sie seien ihr Verstand oder sie besäßen diesen Verstand, kommen Probleme auf.

Was wir als Verstand bezeichnen, ist tatsächlich nichts als eine Abfolge von Gedanken. Diese Gedanken sind an sich substanzlos und kommen eher zufällig als absichtsvoll in unseren Kopf. Erst, wenn wir den Gedanken eine große Bedeutung beimessen, bekommen sie Macht über uns. Der Gedanke „Ich schaffe das nicht!“ ist völlig unbedeutend. Wer jedoch diesem Gedanken glaubt, geht ihm auf den Leim. Dies ist der eine Aspekt.

Aus Erfahrungen werden Muster

Der andere Aspekt hat mit unseren persönlichen Mustern zu tun. Diese stammen aus den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Jeder hat es bestimmt schon einmal erfahren, von seinen Spielkameraden ausgelacht oder lächerlich gemacht worden zu sein. Aber auch jede andere Erfahrung, die die eigene Selbstsicherheit schwächt, trägt zum Lampenfieber bei. Diese Erlebnisse ließen Muster zurück, sofern sie nicht adäquat aufgefangen wurden. Und das ist wohl in den meisten solcher typischen Lebenssituationen eher selten der Fall.

In bestimmten Situationen rasten diese Muster ein und setzen einen automatischen Prozess in Gang: Da wird der Top-Manager vor großem Publikum plötzlich wieder zum schwitzenden Pennäler, der kein Wort herausbringt. Oder der Einser-Student versagt im abschließenden Examen, weil das eigentlich vorhandene Wissen einer gähnenden Leere gewichen ist.

Wie kann Lampenfieber gezielt angegangen werden?

Natürlich sollten Sie für die Prüfung oder den Vortrag fachlich gut vorbereitet sein. Das gibt Sicherheit. Darüber hinaus leuchtet es ein, dass wiederholtes Halten von Vorträgen übt und das Lampenfieber jedes Mal etwas reduziert. Möchten Sie das Thema Lampenfieber gezielt angehen, leiden trotz Routine immer noch darunter oder wollen sich auf ein wichtiges Ereignis gut vorbereiten, ist die Anwendung von mentalen Methoden oft sehr wirkungsvoll.

Hierbei würde ich grundsätzlich zwei Ansätze vorschlagen: Zum einen sollten Sie Ihre sabotierenden Muster aus der Vergangenheit auflösen. Zum anderen sollten Sie lernen und üben, einen Standpunkt einzunehmen, der es Ihnen ermöglicht, den Verstand zu beruhigen und der Ihnen Sicherheit gibt. Schauen wir uns beides genauer an:

1. Sabotierende Muster auflösen mit wirkungsvollen Techniken

In den letzten Jahrzehnten verbreitete sich eine ganze Reihe von Methoden, die es ermöglichen, persönliche Muster sehr wirkungsvoll und mit einem relativ geringen Aufwand aufzulösen oder zu ändern. Dies kann nur funktionieren, wenn alle drei Aspekte des Musters berücksichtigt werden. Es müssen die mentale, emotional und energetische (bzw. neuronale) Ebene einbezogen werden. Dies ist zum Beispiel der Grund, warum „positives Denken“ nicht viel nutzt. Es setzt nur auf der mentalen Ebene an und bewirkt daher auf den anderen beiden gar nichts.

Eine meiner bevorzugten Methoden ist die PeD (Psychoenergetische Deprogrammierung). Diese beschreibe ich hier ausführlich, inklusive der Anleitung. Beobachten Sie sich dazu selbst genau! Welche Symptome treten bei Ihnen im Fall von Lampenfieber oder Prüfungsangst auf? Bearbeiten Sie diese Schicht für Schicht, bis das Muster verschwunden ist und die entspannter in Präsentationen oder Prüfungen gehen können.

2. Einen sicheren Standpunkt finden

Einen sicheren Standpunkt vermittelt Ihnen das Klare Sehen. Es vermindert die Identifikation mit sich selbst als Person. Das bringt eine gute Portion Gelassenheit mit sich und ermöglicht es, die Dinge zu als das zu sehen, was sie tatsächlich sind.

Dadurch wird die Möglichkeit, sich in Dramen zu verwickeln, massiv reduziert. Zudem stellen Sie bei der Übung sicherlich fest, dass sich Ihre Gedanken vermindern oder gar ganz zu Ruhe kommen. Keine Gedanken, kein Problem. Hier ist die Anleitung zum Klaren Sehen.

Fazit: Ihr Verstand kann gar nicht anders, wenn …

Sicher sind die vorgeschlagenen Ansätze nichts, was man mal eben so macht. Aber Sie wollen ja vermutlich nachhaltige Ergebnisse erzielen. Beide brauchen Zeit, Übung und Commitment. Ist das vorhanden, werden sie sehr sicher dabei helfen, Ihr Lampenfieber zu überwinden.

Wenn Sie diese Methoden regelmäßig anwenden, dann kann Ihr Verstand gar nicht anders, als mit dem Drama aufzuhören und das zu tun, was seine Aufgabe ist: das richtige Wissen zur richtigen Zeit zu liefern und Sie ansonsten in Ruhe zu lassen.

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Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Blogparade gegen Lampenfieber und Prüfungsangst der LVQ. 

Diese Methode ist natürlich eine von mehreren Methoden. Wie wir gesehen haben, brauchen wir für ein selbstbestimmtes, reflektiertes Leben ein Werkzeug, mit dem wir akute oder chronische emotionale und mentale Zustände handhaben können. Oder mit dem wir Überzeugungen auflösen oder verstärken können, um unsere erlebte Realität zu verändern. In diesem und dem nächsten Artikel stelle ich die Methode vor und erkläre sie, damit Sie sie für sich selber anwenden können.

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