Weitere Methoden Teil 2

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Wie bereits gesagt, liegt jede Form von Unwohlsein, wie zum Beispiel Stress, Angst, Minderwertigkeitsgefühle, Hilflosigkeit, Verwirrung, Haltlosigkeit oder Unsicherheit darin begründet, dass wir eine Dissonanz mit der Realität, mit dem, was ist, haben. Daher sind die besten Ansätze damit fertig zu werden die, die uns wieder in Frieden bringen, mit dem was wir erleben. In diesem Artikel stelle ich weitere Möglichkeiten vor, dies zu erreichen.

Stirnreflexzonen

Angenommen, Sie haben bald ein wichtiges Gespräch und Sie fühlen sich gar nicht gut damit. Sie haben Angst etwas falsch zu machen, machen sich Sorgen, dass es schief geht, Sie mögen einige der anwesenden Personen nicht, befürchten aus Versehen Interna auszuplaudern, fühlen sich überfordert oder/und Sie befürchten die richtigen Worte nicht zu finden.

Setzen Sie sich an einen Tisch, stützen Sie die Ellenbogen auf den Tisch und legen Sie Zeige- und Mittelfingen beider

Lage der Stirnbeinhöcker

Hände auf die beiden Stirnbeinhöcker an Ihrer Stirn. Die Abbildung zeigt, wo die Stirnbeinhöcker liegen. Sie können die kleinen Erhebungen leicht tasten.

Nun stellen Sie sich Ihre zukünftige Situation, das Gespräch, mit allen Aspekten, die Ihnen ein ungutes Gefühl machen vor. Fühlen Sie die Empfindungen, die Sie jetzt dazu haben und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit gleichzeitig auf die Fingerspitzen, die Ihre Stirn leicht berühren. Bleiben Sie bei einem Gefühl so lange bis es sich auflöst und sie ein leichtes Pulsieren in den Fingerspitzen fühlen. Dann gehen Sie zur nächsten Empfindung. Machen Sie das so lange, bis Sie unbelastet an das kommende Gespräch denken können.

Im Beispiel wird eine Situation behandelt, die in der Zukunft liegt. Ihre Empfindungen dazu liegen natürlich in der Gegenwart. Sind diese aufgelöst, können Sie unbelastet und unvoreingenommen in das Gespräch gehen. Wie es Ihnen im Gespräch gehen wird, weiß natürlich niemand. Aber auf jeden Fall wird es besser laufen.

Integrieren durch Lieben

Wenn heute von Lieben gesprochen wird, ist meistens die bedingte Liebe gemeint. Verbindung oder Zuneigung aufgrund von Versprechen oder dem Erfüllen von Erwartungen. Wenn Du mir treu bist, liebe ich Dich, oder so ähnlich. Meistens handelt es sich bei dieser Liebe um mentale oder emotionale Strukturen zweier Menschen, die sich einander ergänzen oder in Teilen ähnlich sind und sich dadurch bestätigen. Begegnen wir jemanden, der auf diese Weise zu uns passt, verlieben wir uns. Das Zusammenpassen der Muster ist die Bedingung. Sie sind in der Regel vergänglich.

Mein Verständnis von Liebe ist ein anderes. Liebe ist kein Gefühl oder Zustand sondern das Gewahrsein von Einssein. Dies ist das natürliche und normale Sein. Sein ist alles, was ist, auf allen Ebenen. Nichts liegt außerhalb des Seins. Trennung ist eine Angelegenheit des Verstandes. Das Sein ist wesentlich weiter und größer als der Verstand. Unser Verstand ist eine kleine Erscheinung im Sein, die das Erleben des Einzelnen massiv bestimmt. Sein ist nicht getrennt. Wenn wir wahres, ungefiltertes Sein, sozusagen um den Verstand herum, wahrnehmen, empfinden wir Liebe. Das hat nichts mit dem Menschen zu tun, mit dem wir gerade zusammen sind und auch nicht mit der Situation oder der Umgebung in der wir uns gerade befinden.

Wenn wir in diesem weiteren Sinne lieben, sind wir im Einklang mit dem Sein. Nun liegt es auf der Hand, was zu tun ist, wenn wir uns in einer Dissonanz befinden. Wir müssen uns in Einklang mit dem Sein bringen. Wenn wir sagen, vielleicht sogar fühlen, dass wir den Grund der Dissonanz lieben, stellt sich der Friede wieder ein. Das ist natürlich nicht immer leicht oder scheint sogar unmöglich. Was in solch einem Fall zu tun ist, erkläre ich noch.

Die praktisch Umsetzung sieht so aus: Sagen, denken oder fühlen Sie Liebe zur Ursache Ihres Unwohlseins oder Ärgers. Ärgern Sie sich beispielsweise über Stefan, sagen Sie zu sich selber: „Ich liebe Stefan.“ oder „Ich liebe Stefan dafür, wie er ist.“ oder „Ich liebe Stefan für das, was er mir antut.“ Rollen sich Ihre Fußnägel auf? Kann ich verstehen. Dies ist eine der härtesten Übungen. Es geht nicht darum, dass Sie Stefan um den Hals fallen. Auch nicht darum, dass Sie Ihm sagen, dass Sie Ihn lieben. Auch nicht darum, dass Sie gut finden, was er tut. Es geht darum, dass Sie sich daran erinnern, dass es nur dieses eine Einssein gibt.

Wie gesagt, nichts kann außerhalb des Einsseins sein. Daher auch der blöde Stefan nicht. Stefan und der Streit, oder was auch immer Sie mit Stefan haben, gehört zum Einssein und ist in ihm enthalten. Sich zu sagen, dass man liebt erinnert daran. Es gibt einen neuen, verbunden Standpunkt. Es stellt sich ein Friede mit der Situation ein, auch wenn die Situation nicht friedlich ist.

Also nochmal langsam: Gehen Sie schrittweise vor. Beginnen Sie mit der Quelle Ihres Unwohlseins. Ist es Ihnen nicht möglich dies zu lieben oder zu sagen, dass Sie es lieben, gehen Sie einen Schritt weiter. Im Beispiel ist es wieder Stefan oder ein Schuldgefühl.

1. Schritt:
Ich liebe Stefan.
Ich liebe das Schuldgefühl.

Geht es nicht, dann versuchen Sie Schritt zwei:

2. Schritt
Ich liebe die Situation mit Stefan.
Ich liebe die Situation, das Ereignis, das die Schuldgefühle auslöst.

Geht das nicht, dann versuchen Sie Schritt drei:

3. Schritt
Ich liebe mich dafür, dass ich diese Situation mit Stefan habe.
Ich liebe mich dafür, dass ich die Schuldgefühle habe.

Geht das nicht, dann versuchen Sie Schritt vier:

4. Schritt
Ich liebe mich dafür, dass ich die Situation mit Stefan nicht lieben kann.
Ich liebe mich dafür, dass ich die Schuldgefühle nicht lieben kann.

Spätestens dies dürfte funktionieren.

Es ist gar nicht notwendig, dass Sie die Liebe spüren oder sich in einem Gefühl des Einsseins auflösen. Es reicht, diesen Satz zu sagen. In der Regel stellt sich allein dadurch eine spürbare Erleichterung oder ein Perspektivwechsel ein. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie die Situation auflösen wollen. Wenn Sie Recht behalten und Stefan beschuldigen wollen oder wenn Sie meinen, Sie müssten Ihr vermeintliches Vergehen mit Schuldgefühlen bezahlen, dann wird diese Herangehensweise versagen.

Manche mögen es, auch wenn Sie es nicht wahr haben wollen, sich in ihren negativen Gefühlen zu suhlen. Entweder, weil dann den anderen die Schuld zugeschoben werden kann oder weil ihr Selbstmitleid ein so schönes, warmes Nest ist. Im Einssein gibt es nur Situationen. „Täter“ und „Opfer“ gehören dazu. Wer was ist, ist recht beliebig. Mal sind Sie Opfer, mal Täter. In der Summe wird es sich wohl die Waage halten.

In der Einheit gibt es keine Einzelereignisse. Was Sie erleben, mitsamt der Personen die beteiligt sind, den Gegenständen, der Umgebung, schlicht alles in Ihrem Wahrnehmungsfeld, ist das eine Ereignis. Da lassen sich keine Einzelteile entnehmen und irgendwelche Ursachen an Ihnen festmachen. Dies ist die Situation. Punkt.

Kurz: Was Sie auch immer erleben, lieben Sie es. Wenn Sie es nicht lieben können, liebe Sie sich dafür, dass Sie es nicht können. Es wird sich unmittelbar eine Erleichterung einstellen.

Hindurchfühlen

Alle Methoden, um Situationen, Empfindungen oder Zustände handzuhaben, die ich beschrieben habe, setzen ein gewisses Maß an Vernunft voraus. Das heißt, unser Verstand muss, wenigstens zum Teil, funktionieren. Es gibt allerdings Erlebnisse, in denen wir von unseren Gefühlen vollkommen überwältigt sind. Auch hier gibt es eine Möglichkeit damit fertig zu werden. Fühlen Sie sich durch das Gefühl oder die Gefühle hindurch. Auch hier geht es wieder darum, das anzunehmen, was ist.

Manche tun dies lieber allein, manche mit anderen zusammen. Die Person die dabei ist, sollte auf keinen Fall die auslösende Person sein, sondern ein Begleiter, der sich nicht überfordert fühlt und mit Ihren Gefühlen umgehen kann. Sie brauchen niemanden, der die Gefühle verstärkt, eskaliert oder auf den Sie sie projizieren können. Die Person sollte neutral und unterstützend sein. In der Regel braucht man niemanden dazu. Ich bin dabei lieber allein. Dann brauche ich auf niemanden Rücksicht zu nehmen oder werde nicht abgelenkt. Ich glaube, es gibt auch nicht sehr viele Menschen, die wertschätzend und gelassen mit solch heftigen Emotionen umgehen können. Entscheiden Sie selbst.

Die Anleitung ist kurz: Lassen Sie sich in das Gefühl, das Sie haben, hineinfallen und tun Sie alles, was das Gefühl will. Wüten, weinen, schreien, beschuldigen, fluchen Sie oder was auch immer nötig ist. Möglichst ungehemmt. Geben Sie Ihren körperlichen Impulsen nach. Schlagen Sie, treten Sie, schütteln Sie sich, toben Sie. Kissen, Matratzen oder Decken sind dabei hilfreich. Je intensiver Sie es tun, umso schneller werden die Gefühle entladen sein. Nur beachten Sie, dass Sie sich selbst oder andere dabei nicht verletzen. Zerstören Sie nichts, was Sie später vielleicht noch brauchen. Das ist nicht nötig.

Es muss allerdings gar nicht immer so dramatisch sein. Es ist eher selten so. Hindurchfühlen können Sie auch immer wenn irgendwelche Gefühle in Ihnen auftauchen. Alltäglich. Angenommen Sie bekommen im Büro einen Anruf, der Sie ärgert oder traurig macht. Oder Sie spüren spontan, ohne ersichtlichen Grund ein Unwohlsein in der Bauchgegend. Fühlen Sie es einfach. Richten Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Zentrum des Gefühls oder der Empfindung. Nehmen Sie es an und wahr. Ohne Wertung. Häufig braucht es nicht lange.

Meistens nehmen wir solche Empfindungen nur am Rande wahr, weil etwas anderes wichtiger erscheint oder unsere Aufmerksamkeit woanders ist. Oder wir haben eine Bewertung auf die Empfindung oder die Grundhaltung, dass es eigentlich nicht da sein dürfte. Das Empfinden kann sich dadurch über Stunden, Tage oder Wochen halten und Sie schwächen.

Gewöhnen Sie sich an, sobald Sie, wenn auch nur unterschwellig, ein unangenehmes Gefühl spüren, es bewusst an- und wahrzunehmen. Fühlen Sie es. Lassen Sie es da sein. Bewerten Sie es nicht. Es ist nur ein Gefühl, das da ist. Es will wahrgenommen werden. Wenn sie es tun, wird es sich bald verflüchtigen. Es wird Ihr Selbstempfinden und Ihre Handlungsfähigkeit nicht mehr einschränken.

Widerstand gegen ein Gefühl zu haben lässt dieses länger andauern oder verstärkt es sogar. Daher ist es NICHT sinnvoll, durch ein Gefühl hindurch zu fühlen, um es LOSZUWERDEN. Diese Intention entspringt einem Widerstand. Und dieser… Genau, Sie wissen es. Lassen Sie den Widerstand fallen. Das Gefühl ist eh da. Warum sollte es nicht bewusst gefühlt werden? Sie tun es ja schon.

Es erkennen als das, was es ist

Es kommt vor, dass wir uns in Gedanken und Gefühlen verlieren und mit ihnen so identifiziert sind, dass sie uns völlig vereinnahmen oder überwältigen. Zum Beispiel, wenn Sie sich sorgen, Angst haben, in einer Gedankenschleife festhängen, oder ähnlichem. Erkennen Sie das, worauf sie fixiert sind als das, was es ist.

Sorgen entspringen Gedanken. Erkennen Sie sie als Gedanken. Sagen Sie sich selber: „Das ist ein Gedanke“. Und sie werden bemerken, dass Sie sich von Ihren Sorgen distanzieren und sie ihre Macht verlieren. Oder wenn Sie Angst haben. Sagen Sie sich: „Das ist sein Gefühl.“ Wenn Sie sich unwohl fühlen: „Das ist eine Empfindung.“

Gedanken, Gefühle und Empfindungen tauchen spontan, akausal auf. Sie sind nicht Sie. Identifizieren Sie sich mit Ihnen, geben Sie Ihnen Macht. Erkennen Sie sie als das, was sie sind, lösen sie die Identifikation, Ihre Aufmerksamkeit ist befreit und der Raum öffnet sich wieder.

Lücke im Denken

Meistens sind wir im Betriebszustand „Autopilot“ unterwegs. Verwickelt in unsere mentalen und emotionalen Programme reagieren wir unreflektiert auf die Umgebung. Unsere Wahrnehmungsfilter dämpfen die Sinneseindrücke und die Welt erscheint im alltäglichen Einerlei. Wir sind weit entfernt von unserem wahren Wesen. Nicht, dass hieran etwas falsch wäre. Das ist, wie wir schon vorher gesehen haben, das normale Spiel des Daseins. Es gibt ein machtvolles Werkzeug das Denken „auszuschalten“ und unseren Wahrnehmungsfilter zu schwächen.

Stellen Sie sich selber in Gedanken folgende Frage: „Woher wird mein nächster Gedanke kommen?“ Denken Sie nicht über diese Frage nach. Stellen Sie sich die Frage und achten Sie aufmerksam darauf, was geschieht.

Genau: Es stellt sich eine Lücke im Denken ein. Haben Sie sie bemerkt? Stellen Sie sich die Frage wieder. Dann richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf diese Lücke. Wenn Sie die Aufmerksamkeit dort halten, stellen Sie fest, dass sich die Lücke ausdehnt.

Hat sich Ihr Befinden verändert? Sind sie ruhiger geworden? Stiller? Wacher? Lebendiger? War da ein Gefühl der Freude oder Leichtigkeit? Versuche Sie es noch einmal. Machen Sie Urlaub von Ihren Gedanken.

Mit etwas Übung kann diese Lücke sehr lang werden. Löst sie die Aufmerksamkeit auf die Lücke wieder, stellt sich der übliche Gedankenstrom in der Regel wieder ein. Doch ist es für viele Menschen etwas vollkommen Neues, den gedankenfreien Raum zu erleben.

Falls Sie ein Kontrollfreak sind, werden Sie Schwierigkeiten mit der Übung gehabt haben oder einen ausgesprochenen Widerstand gegen die Gedankenlücke. Macht nichts. Den Widerstand oder das Kontrollbedürfnis können Sie gut mit PeD (Artikel „Die Methode Einführung“ und „-Anleitung“) bearbeiten.

Ein erfülltes und entspanntes Leben ist möglich, in einer vollkommenen Offenheit und einer vollkommenen Annahme dessen, was ist. Unabhängig von den Menschen, der Situation oder den Empfindungen die gerade gegenwärtig sind. Der Person, dem Ego, ist das nicht möglich, denn es ist seiner Natur nach getrennt und begrenzt. Die „ultimative“ Methode, den „letzten“ Standpunkt und das, was danach kommt, lernen wir im dritten Paradigma kennen, wenn wir als der, der wir wirklich sind, sehen, was wirklich ist.

Ulrich Heister